Neun Monate Sehnsucht

Ein Gedicht von Birgit Klingebeil
Selbst ohne den Arzt war mir schon klar,
dass da ein kleines Wunder in mir war.
Ein stilles Glück im Herzen, von Anfang an.
Leise erzählte es, dass neues Leben begann.

Umfangen von diesem stillen Glück
war anfangs ich der Welt oft entrückt.
Unfassbar für mich, was in mir geschah!
Nie vorher war ich dem Himmel so nah.

Mit allen Sinnen horchte ich in mich rein.
Wird mein Baby gesund und munter sein?
Wie von Schmetterlingsflügeln berührt,
die erste, zarte Bewegung, die ich gespürt.

Doch dann der Schock!
Für mich überhaupt nicht zu verstehen!
Plötzlich habe ich mich bluten sehen!
Sagte der Arzt auch, es sei nichts weiter.
Fortan war vage Unruhe mein Begleiter.

Später der erste Tritt gegen meinen Bauch!
Diesen kräftigen Gruß habe ich gebraucht!
Ganz weich und warm ward da mein Herz.
Erfüllt von einem sehnsuchtsvollen Schmerz.

Wünschte, die Zeit des Wartens wäre vorbei.
Und hörte schon den ersten, erbosten Schrei.
Mein Kind endlich in den Arm zu nehmen!
Das war neun Monate lang mein größtes Sehnen!



[1984]
© Birgit Klingebeil

Informationen zum Gedicht: Neun Monate Sehnsucht

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19.07.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Birgit Klingebeil) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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