Ein zartes Pflänzchen

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Ein zartes Pflänzchen

Zuweilen sind die Wurzeln faul.
Pflanzwachstum kümmert vor sich hin.
Im fehlt zur Wehr das Löwenmaul
zum Brüllen gleich von Anbeginn.

Stattdessen duckt es sich im Dunkeln;
bewundert Eichen und die Linden -
sieht zu, wie Augenpaare funkeln
und sich in blaue Bänder binden.

Es wird rebellisch mit der Zeit;
kriecht mürrisch aus der harten Schale -
spannt seine zarten Blätter weit
und sendet fernhin Lichtsignale.

Prall rosarot lockt die Lupine
den zögernd - scheuen Pflanzenmann.
Sie dehnt sich und verscheucht die Biene,
damit er sich ihr nähern kann.

Sie schmiegt sich an – er streckt sich stolz,
vergisst das mühevolle Reifen .
Vorbei der Neid auf Eichenholz,
Nun gilt es: Leben zu begreifen.

Manchmal fühlt er wie einst sich schwach.
Lupinchen mag´s nicht, wenn er kneift;
sie rüttelt gnadenlos ihn wach,
worauf er rasch die Flucht ergreift.

Die Hoffnungsträume schiebt er weg,
umwickelt sich mit zarten Blättchen -
zieht schmollend, trauernd ins Versteck;
zurück ans rostig Wurzelkettchen.

Die Schuld daran trägt die Lupine -
so brummelt er in seine Blätter.
Er sucht sich nun die Columbine
im lila Kleid und viel, viel netter.


*Ähnlichkeiten mit menschlichen Pflanzen sind rein zufällig


(C) Ingrid Bezold

Informationen zum Gedicht: Ein zartes Pflänzchen

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03.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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