Die fremde Frau

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Er hält die Zigarette in der Hand
möchte vor die Tür
und doch -
wie gebannt, versucht er
sie mit einem Lächeln zu erreichen.

Sie streicht über den Stadtplan,
der ausgebreitet vor ihr
auf dem Tisch liegt.
Unschlüssig
blickt sie immer wieder
auf ihr Handy,
das stumm bleibt.

Zitternd
führt sie das Glas zum Mund.
Zwischen Wut und Schmerz
fühlt sie sich verraten.
Scham schleicht sich ein ….
Opfer einer Täuschung
war sie nie zuvor.

Draußen haucht er
den Rauch in die Nacht;
beobachtet die Fremde durch das Fenster -
fühlt ihre Traurigkeit,
die er selbst
aus vergangenen Jahren kennt.
Während er die Kippe
in den Ascher drückt,
weiß er,
dass diese Frau
in sein Leben treten wird.

Entschlossen
verstaut sie Plan und Handy
in ihre viel zu große Tasche.
Sie eilt zur Garderobe,
als würde sie Wichtiges versäumen.

Er steht neben ihr.
Wie selbstverständlich hilft er ihr
in die Jacke.
Erschrocken hält sie ein,
nimmt seine beruhigende Stimme wahr
und schenkt ihm ein Lächeln …..


(C) Ingrid Bezold

Informationen zum Gedicht: Die fremde Frau

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28.10.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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