Die Nacht in Big Apple III

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Abends gibt es „ Cats“ am Broadway. Atemberaubend, die Bühnenausstattung, die Künstler – alles. Ein deutsches Ehepaar erzählt, dass sie dieses Musical in Hamburg, Wien und London gesehen haben, aber nirgends so großartig, wie hier.
Nach der Vorstellung wollen sich die Vier über New York austauschen und suchen eine Bar in der Nähe auf, um einen Absacker zu trinken und die Nacht langsam in den Tag zu begleiten.

Am Heimweg zum Hotel peitscht der kalte Wind und Carla´s Hut fliegt
in weitem Bogen durch die Luft. Frank eilt, ohne zu überlegen über die immer noch stark befahrene 5th. Avenue. Autos hupen und Carla versucht vergebens, ihn zurück zu halten. Zu spät. Sie sieht ihn nicht mehr. Ängstlich läuft sie von einer Ecke zur anderen – ohne Erfolg. Frank ist wie vom Erdboden verschwunden. Nach einer Stunde winkt sie ein Taxi Cab herbei, weil sie um diese Zeit nicht ohne Begleitung zum Hotel laufen will.

Frank ist nicht im Zimmer. Sie bittet den Nachtportier um Hilfe. Er macht keinerlei Anstalten: „ Sicher genießt Ihr Mann das Nachtleben, dann kommt er wieder“,will er sie beschwichtigen. Als sie die Polizei verständigt, passiert das Gleiche. Ein Bagatellfall – „ vielleicht wollte er noch ein kleines Abenteuer erleben“.
Carla schläft keine Minute. Früh am Morgen klappert sie den Weg zum Broadway nochmal ab, schaut in jeden Coffeeshop, in jeden Hauseingang – nichts. Frank ist verschwunden.
Hastig eilt sie in die 48. Street zum Deutschen Konsulat und nochmal zur Polizei. Niemand hilft ihr.

Morgen geht ihr Flieger zurück nach Deutschland.

Erschöpft hastet sie durch das geschäftige Treiben in der 5th. Avenue und bleibt vor der St.Patrick Cathedral stehen. Ein eigenartiges Gefühl drängt sie, in die Kirche zu gehen.
Sie schreitet durch das Portal ins Innere und plötzlich ist alles anders. Stille breitet sich aus. Man hört nur leise Schritte, knarrende Dielen und ab und an ein verhaltenes Hüsteln. Carla zündet eine Kerze an und bittet um Hilfe. Sie will ihren Mann zurück. Langsam schleicht sie sich zu den Kirchenbänken und setzt sich zum stillen Gebet.
Als sie die Kathedrale verlässt, erblickt sie einen Mann vor der Kirche, der weinend in sich gekauert auf einer Stufe sitzt. Vor ihm ein Hut mit Münzen. IHR HUT!!!! Sie eilt zu ihm und erkennt Frank. Erschrocken und gleichzeitig erleichtert umarmt sie ihn, doch er blickt durch sie hindurch ins Leere. Seine Augen sind blutunterlaufen, farblos und er bleibt stumm. Sie versucht, ihn mit aller Kraft hochzuheben und mitzuschleppen, doch es gelingt ihr nicht. Verzweifelt bittet sie die Männer, die ihr zusehen um Hilfe, aber auch denen gelingt es nicht, ihn wegzubewegen. Er formt mit dem Mund Worte, aber es sind nur unverständliche Laute zu vernehmen.

Verzweifelt gibt sie auf und tritt den Heimweg an. Als sie die Strasse zum Hotel überquert, kommt ihr ein junger Mann entgegen und lächelt ihr mit dunklen, starren Augen zu............

( c ) Ingrid Bezold


….vielleicht fällt euch ein, wie es weitergehen könnte? Wäre doch interessant, mit euren Worten weiterzulesen.

Also - ich würde mich freuen......

Anmerkung am 25.02.2024:
Ideen von Birgit Klingebeil und Sieghild Krieter sind zu lesen in den Kommentaren unter der Erzählung - und
unter meinem Gedicht ´War wohl nix´
auch von Farbensucher.

Informationen zum Gedicht: Die Nacht in Big Apple III

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13.02.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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