Titel | ||||
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408 | Ich wüßt nicht was | |||
Vorschautext: Einst saß Mariechen vor dem Hause, da kam beschwingt Herr Theo Krause und … – küßte sie, berührte zart ihr Knie – … und flüsterte ihr ins Ohr. Ich weiß nicht was. Bald gingen beide aus dem Ort und saßen nieder dort im hohen Gras, waren voller Freud und Spaß – … und er spielte vielerlei mit ihr. ... |
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407 | Ich weiß, du bist – wie ich – allein | |||
Vorschautext: Es ist vorbei. Es ist zu spät. Das Glücksrad hat sich längst gedreht. Ich bin zurück geblieben. Und du gingst fort. Ich bin allein - wieder allein. - Verzeihe mir, was ich getan. Ich denke jeden Tag daran. Komm doch zurück zu mir. Es tut mir leid. Bitte glaube mir: Ich hab bereut! ... |
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406 | „Ich liebe dich!“ sagt sich leicht | |||
Vorschautext: „Ich liebe dich!“ sagt sich leicht. „Liebst du mich?“ hätt auch gereicht. Zweifel mag man womöglich pflegen, doch dann würd Eifersucht sich regen! Phantasien würden alles bös ergänzen, erbarmungslos ohne viel zu glänzen. Nur wer gibt, anstatt zu erwartet, ist in die Liebe gut gestartet. „Bis zum Tod!“ haben wir geschworen, waren verwirrt bis über beide Ohren. ... |
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405 | Hihös kurzgefaßter Lebenslauf | |||
Vorschautext: Obwohl, ich hatte hier nichts verloren, wurde ich doch, wie alle andern auch, als nigelnagelneues Kind geboren. Sozusagen: Zum Hausgebrauch. Die Schule hatte für die Eltern Gewicht und daher war ich auch meist dort. Ein Musterschüler war ich trotzdem nicht. Doch ich kam voran: – … und dann fort. Viel länger waren die Lebensmiseren in meinem Beruf in aller Welt. ... |
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404 | Hihös Grabinschriften | |||
Vorschautext: 1 Adieu mein’ Last! Adieu mein Leib! Ich reise sorglos in die Seligkeit! Adieu Zurückgebliebene! Ich bleib – und warte Euer in der Ewigkeit! 2 Ist’s nur ein Meter im Quadrat, ich habe mir nichts mitgenommen. Holz ist’s, worin man mich gebettet hat, doch meine Seele hat man nicht bekommen. ... |
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403 | Herzblut | |||
Vorschautext: An so manchen stillen Tagen seh ich Kindern spielen zu. Doch meine Gedanken jagen: „Wo nur, wo bist du?“ … und die Tränen geh’n vorbei. … und die Tränen geh’n vorbei: „Wo nur, wo bist du?“ Doch unsere Gedanken jagen, seh’n wir Kindern spielen zu. – An so manchen stillen Tagen. ... |
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402 | Herbst | |||
Vorschautext: Ein buntes Blatt geht auf die Reise; der Herbst ist schön auf seine Weise. Die steifen Winde aus dem Westen halten manchen Mann zum Besten und aller Augen staunen still zu Gottes Pracht im Farbenspiel. Doch graue Nebel senken bald sich über Städte, Feld und Wald. Gevatter Tod trifft seine Wahl; bald hier, bald dort, bald da einmal. Er rafft die müden Leben nieder ... |
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401 | Heimkehr | |||
Vorschautext: Aus dem Dorfe, da ich einst geboren, trieb das Schicksal mich weit fort. Fast schien’s für mich verloren. Heut grüßt mich kaum noch jemand dort. Wind weht wie eh die Gassen runter, nebenher fließt still der kleine Bach, umsäumt von Büschen, die recht munter ihn bewachen gleich einem grünen Dach. Am Brunnen wirft die alte Linde Schatten rings um sich her. ... |
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400 | Heimatland Adieu! | |||
Vorschautext: (Zum Gedenken frei nach Sigi Maron, 1944 – 2016) (Ruhe er nun in Frieden) Zyanide Stickoxyde Bäume ächzen lebensmüde, krank und kahl. Am Berg, im Tal Schwefelsäure, Schwermetall. Vöglein schweigen ... |
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399 | Heimatland | |||
Vorschautext: Wenn’s Echo hallt über Land und Wald, wird uns zur Wonne dein Licht – deine Sonne. Nun können wir eins sein mit den Blümelein, eins sein mit den Vögelein. Dürfen uns mit ihnen freu'n. Jungbrunnen bist du uns! Bereit zum Tausendduft der Sommerzeit. ... |
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398 | Glaubensorganisationen | |||
Vorschautext: Ob Hinduisten oder Buddhisten, ob Islamisten oder Christen. Sie alle können mir gestohlen bleiben, muß mir damit nicht die Zeit vertreiben. Längst lebe ich als gläubiger Atheist! Mir reicht Gott! Auch wenn ER nicht zu fassen ist! Als Kind war ich in einem Konvikte, dort gab’s beim Beten stets Konflikte. Mit Prügel war man schnell zur Stell, das kostete mich ein Trommelfell! ... |
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397 | ER ist die Zeit | |||
Vorschautext: (Yukon Territory 3013) Er geht hinaus ins Steinemeer Menschen gibt’s hier nimmermehr. Sonst scheint alles wie zuvor nur der Mond kommt fahl ihm vor. Still wie immer, schläft das Land. Das Meer schlägt leise an den Strand. Diesmal sucht sein Blick die Sterne, gern sähe er noch weiter in die Ferne. ... |
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396 | Erinnerung | |||
Vorschautext: (an ferne Freunde) Der Gedanken Echo neu erwacht: Nie geh’n sie ganz – ein Auge lacht, das andre weint, wo Wehschmerz nagt, doch muß wohl jeder, was sein Herz ihm sagt ... Unsichtbare Bande binden fein im Denken – wie im Sein. ... |
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395 | Gedichte sind … | |||
Vorschautext: Gedichte sind wie Kellerräume, die du erst von innen siehst. In diesen Räumen liegen Träume, die du mitträumst, wenn du liest. Gedichte teilen deiner Seele Lasten, wenn du dich einläßt auf ihren Sinn. Sie sind wie ein Apothekerkasten, nimm sie hin, als süße Medizin. Gedichte wirken wie ein Domgemäuer, das manchmal alt und häßlich scheint, ... |
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394 | Früher und später | |||
Vorschautext: Früher war ich Raum war ich Erde hier war ich Baum war Getier. – Später – Sehr viel später aber ward ein Mensch aus mir. „Wovor also sollte ich mich ängstigen, mein Freund, mein treuer? Am Ende verliert man nichts ... |
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393 | Franz Kafka an Oskar Pollak | |||
Vorschautext: (Kalligramm) Sieht man mich an! Sieht man mich mit seinem Herzen! Wieviel weiß man dann schon von meinen Schmerzen? Von dem was in mir ist und was weiß ich von euch? Auch wenn ich klagte – und mich niederwürfe; was wüßte man da mehr, als von der Hölle, daß sie glühendheiß und fürchterlich. So müssen Menschen voreinander ehrfürchtig stehen, wie vor dem Tor der Ewigkeit. ... |
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392 | Finsternis | |||
Vorschautext: Gedankenversunken gehst du in die Nacht derweil ringsum die Menschen schlafen. Gespielt oder selbstgetäuscht erdacht, etwa gar die andern Lügen strafen, sie, die in festen Häusern, festen Betten auf federgeweichten Unterlagen sich zum nächsten Tag hin retten. Manche davon auch das Sterben wagen. In Wahrheit haben sie sich von Mal zu Mal, zuvor, danach, – oder sonst gefunden als eine unzählbare Menschenzahl; ... |
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391 | Es ist zum Heulen! | |||
Vorschautext: Sind wir für die Macher dieser Welt nur die Helfershelfer zu ihrem Geld? Sind wir wie Wasser, das ins Meer gegossen? Ist unsre Lebenszeit denn ohne Sinn verflossen? Während unsre Frauen weinen, während unsre Kinder greinen, während unsere Knochen in der Erde faulen – werden in den Wäldern unsre Hunde jaulen! Derweilen sie um ihr Festgelage lungern, müssen unsre Kinder elend hungern! ... |
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390 | Erlkönig | |||
Vorschautext: (Parodie) Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Bauer auf seinem Rind. Er treibt das Rindvieh und das ist arm. Dem Bauern friert – der Kuh ist warm. "Mein Vieh, warum hast Angst du im Gesicht?" "Siehst, Bauer, du den Wolf dort nicht? Den großen Wolf mit dickem Schweif?" "Du Rindvieh du, mir ist der Nacken steif." ... |
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389 | Die Ewigkeit den Göttern | |||
Vorschautext: Einst dachte er: er könnte schweben und schwebte hoch, hin zu der Götter Ebnen. – Da sah er! – Sie ertrinken sich die Ewigkeit und lachten über seine schnöde Lebenszeit. Derweil auch er aus jenem Kelch getrunken, ward er je ins Nichts versunken... – Da sah er! – Die Götter haben ihm gewunken – und gelacht. Da ist er trunken aufgewacht. ... |
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