Titel | ||||
---|---|---|---|---|
175 | Ocypus olens und der Coleopterist | |||
Vorschautext: Der schwarze Moderkäfer ist mit einem Uhu nicht vergleichbar. Ein reicher Coleopterist, der großhirnrindig ziemlich weich war, versucht‘ es doch, fast drei Dekaden, dann starb er, arm und frustbeladen. |
||||
174 | Bürstenhund und Hundebürste | |||
Vorschautext: Wer die Bürste des Gebisses durch die Stadt an einer Leine führt, bestätigt ein gewisses Maß an Witz, so wie ich meine. Wer jedoch mit kleinen Hunden Zähne putzt, gar zweimal täglich, dem erklär ich unumwunden, solch Humor ist kaum erträglich. |
||||
173 | Ein Schönling, ach, wie schmetter! | |||
Vorschautext: Ein Schönling flog bei gutem Wetter, er war so kohlweiß und so schmetter, vom Flieder zu den Hyazinthen, mit ihm zwei Summchen, die laut bienten. Die lieben Tierchen spielten, neckten, obwohl sie Stachelrosen heckten, in seltsam ausgelassner Weise sich mit dem A vor einer Meise. Der Schönling, nunmehr eifersüchtig, war rot vor Halszorn. Folgerichtig ... |
||||
172 | Mediterranes Thüringen | |||
Vorschautext: In REGENSburg, da regnets heut, es schneit, was sonst, in SCHNEIzlreuth. Die Sonne scheint in SONNEborn, Land Thüringen und Hagelkorn bedeckt den Stadtteil HAGELloch von Tübingen nicht ganz, jedoch in großem Ausmaß, also reise ich - über Gotha klarerweise - nach Sonneborn. |
||||
171 | onx oder ork | |||
Vorschautext: Ein Schwein verlebte in der Bronx den Feiertag und machte onx, onx, onx, onx, onx die ganze Zeit, wie halt ein Borstenvieh so schreit. Das hörten auch Manhattaner, auch Brooklyn litt darunter sehr. In Queens - und Staten Island gar - wars’s aber ruhig, sonderbar. Man sieht, was in der Bronx passiert, hat nicht die ganze Stadt tangiert. ... |
||||
170 | Umständlich | |||
Vorschautext: Drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei und unbegrenzter Zahlenreih im Fehlen jeder Harmonie, bezeichnet alle Welt als Pi. Ich muss - so sagt das Griechenkind zu seiner Mutter - ganz geschwind: Drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei, drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei. |
||||
169 | Stiller Abbruch | |||
Vorschautext: Des Waldes wilde Rebe klettert, findet in Fugen Halt und wuchert hoch empor. Auch Efeu, der sich schon am Türholz windet, versucht den Zutritt durch das morsche Tor. Der Weberknecht ist neuer Wächter alter Mauern er sieht den weißen Kalk am Ziegelstein ergrünen. Schlanke Rankenfinger lauern an Fensterbalken, drängen forsch hinein. Schon bröckelt Mörtel, rote Schindel brechen, im Regen quellen Fichtenböden auf. ... |
||||
168 | Haben Bienen ein Anrecht auf Vornamen? | |||
Vorschautext: Streitwieser, Imker, vergibt an die Damen seiner geflügelten Sammler auch Namen. Hilde, so heißen sie, Berta, Maria, Erna, Veronika, Gusti und Ria, Edeltraud, Krimhild, Lavinia, Sarah, Zenzi, Walpurga, Sibille und Klara. …………………………………………………… …………………………………………………… Einfallslos nennt er, statt etwa Martina, jegliche Königin einfach Regina. Ratlos hingegen verbleiben die Drohnen, die mit den Weibchen die Waben bewohnen. ... |
||||
167 | übergang | |||
Vorschautext: krummstämme strecken die tragmüden zweige bald schon berieseln sie blaue mäander mit ihrer nunmehr entbehrlichen last sommerend herbstbesuch auftakt zum farbenrausch abschiedsplausch ziehender sänger fische und frösche trauen nicht länger wärmenden strahlen bald kommt die zeitenwend ... |
||||
166 | Doppelnutzung | |||
Vorschautext: Die Steckdose ähnelt der Nase des Schweines - zwei Löcher im Rund - und so wär’s etwas Feines, die Fettenergie vom gespeicherten Speck her mit passendem, tunlichst geerdetem Stecker zur Platte des Herdes zu leiten, so billig und einfach, Prämisse: Schwein willig! |
||||
165 | Fensterblick | |||
Vorschautext: Ein Nachmittag im Krankenhaus, ich schau zum Fenster so hinaus und sehe blauen Himmel, Rücken von grünen Kuppen. Sie beglücken. Doch schau ich einmal nicht hinaus beim Fenster von dem Krankenhaus, dann ist kein Himmel gegenwärtig. Ich finde das sehr eigenärtig. |
||||
164 | Der Birkenrindenbaumschwammknubel | |||
Vorschautext: Der schöne Birkenrindenbaumschwammknubel hegt Zweifel an der Anmut seines Namens. Der liegt, gemessen an dem Wörtertrubel, doch reichlich außerhalb des ordinären Rahmens. Was weiter ja gerade nicht verwundert, versucht man, ihn gefügig umzutaufen. Ich denk, nur einem unter etwa hundert gelingt die Anred‘ ohne Haareraufen. Gewinn für einen leichtren Zugang wäre, den Birkenrindenbaumschwamm auszuklammern. ... |
||||
163 | Skabiosen | |||
Vorschautext: Es dauert mich die Skabiose, ihr Name klingt nach Trichinose, wohl auch nach Scabies, der Krätze, und, was ich auch sehr wenig schätze, an Koronar- und Darmsklerosen. So eignen sich die Skabiosen, besonders die schon nicht mehr frischen, zum Schmuck auf Krankenzimmertischen. |
||||
162 | Mistkäfer | |||
Vorschautext: Mistkäfer, Schönling, stört dich dein Name? Muss dich nicht stören, du kannst betören. Herrlich die Farbe tiefblauer Tinte, Rüstung, metallen, Schienen und Schnallen wollen gefallen. Glatt wie ein Spiegel sind deine Flügel. Stiergleich an Kräften ... |
||||
161 | bunte ernte | |||
Vorschautext: des herbstes gaben liegen ausgebreitet von künstlerischer hand zum bild geordnet die wirklichkeit ersetzt des malers künste welch pracht und zahl an lichtgetränkten farben die sonnenblume spielt laterne sie leuchtet frucht und grünes beiwerk aus und beeren messen sich im glänzen mit paradeisern - lassen wangen glühen in traubenkugeln spiegelt sich ein apfel septembermilde ... |
||||
160 | Ein "bene"-Ordner geht in Pension | |||
Vorschautext: Ein Ordner für die Dokumente ging kürzlich in verdiente Rente. Man nannte liebevoll ihn „bene“, aus manchem Auge quoll die Träne. Zwölf Jahre stand er vertikal, es wuchs und wuchs die Aktenzahl. Jetzt liegt er, wohl für alle Zeit, im Keller, völlig sinnbefreit. Man sollte auf solch Scheußlichkeiten schon neue Ordner vorbereiten! |
||||
159 | Eine Randerscheinung | |||
Vorschautext: Eine Randerscheinung An jeder Straße, jedem Pfad, am Übergang vom Wald zur Flur, im Schulheft wie im Hallenbad, wär ich dem Spuke auf der Spur, befand mein Faible für Gespenster. In dieser Einfalt meiner Meinung schau ich noch immer aus dem Fenster und suche eine Randerscheinung. |
||||
158 | Kein Quos ohne Quum | |||
Vorschautext: Der Quos, bekannt als nachtaktives Wesen, stirbt aus, in Fachzeitschriften nachzulesen. Bekanntlich lebt die Spezies der Quose mit Quumen fest in einer Symbiose. So gilt es, erst einmal den Quum zu schonen, dann wird die Suche nach dem Quos sich lohnen. Auch seiner Jungen Spiel mit Quumenkindern wird deine Sehnsucht nach Verrücktem lindern. |
||||
157 | Kant und die Ulmenblasenlaus | |||
Vorschautext: Was Kant und Herder dachten, schrieben sie auf – wir können nach Belieben in Büchern blättern, Weisheit trinken, in fremder Denkungsart versinken. Doch was die Ulmenblasenläuse an philosophischem Gehäuse sich so errichten, bleibt verschlossen. Das macht mich ungemein verdrossen. |
||||
156 | Hasenqual | |||
Vorschautext: Ich lege blaue, rote Eier, gestreifte und auch grüne. Ostara spielt für mich die Leier, denn die Geburt der Ovoide ist schmerzhaft, macht beträchtlich müde, so brauche ich der Göttin Bühne. Das Quetschen bringt ein Huhn zum Gackern, wie schwer muss da ein Hase rackern! |
||||