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Anzahl Gedichte: 335
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Titel
155 Kein Mittelmaß
Vorschautext:
Gänse sind zwar größer als
Enten, doch ein Gänsehals
mutet sehr bescheiden an
im Vergleich mit einem Schwan.

Vogelkundler nennen das
ein gesundes Mittelmaß.

Nur ein Median zu sein
leuchtet einer Gans nicht ein,
so gestattet sie ab nun
nur Vergleiche mit dem Huhn.
154 Sind Alphörner straßenbahntauglich?
Vorschautext:
Ein Alphorn in der Straßenbahn
mag manche Menschen sehr verstören.
Doch fängst du erst zu blasen an,
gelingt es fraglos zu betören.

Wie Flötenklang, nur etwas voller,
vibriert die Weise im Waggon.
Bei sieben Leuten regt sich Koller,
der Rest ist angetan davon.

Ich bin der Rest, der achte Gast,
denn sieben Leute fliehen maulend.
...
153 Zapfen und Säulen
Vorschautext:
Zu Tropfen schmilzt der Schnee in Stunden
des Sonnenscheins, aus kleinen Wunden
drängt sich ein Rinnsal. Die Natur
erlaubt ihm erst noch eigne Spur,
dann lässt der Frost Gebilde reifen,
gerade Säulen, Orgelpfeifen,
der Tropfsteinhöhlen Augenfang.

Ich steh davor, bestaune lang
gefrornes Glänzen, hör ein Klirren,
seh Strahlen durch den Eisdom schwirren
und weiß auch, wie solch Wassers Bann
...
152 Kolibri-Analyse
Vorschautext:
Dem Blauwal wirft man Schmächtigkeit
nur selten vor, so gut wie nie.
Wenn ja, ist's psychogener Neid,
ganz beispielshaft beim Kolibri.

Das deutet Sigmund Freud schon an,
beschreibt das Krankheitsbild und sagt,
es wär der Mindergeltungswahn
des Vogels, der so grässlich plagt.

Des armen Wales Über-Ich
versteht das nicht - und ärgert sich.
151 trostaquarell
Vorschautext:
im herbstlichtgemälde
oktoberseewellen
monstranzgoldne birken
vor grüntannenriesen
am bässhuhngestade

ein weißmöwenpärchen
schreibt wechselnde zeichen
mit schwingenden federn
auf blauhimmeltafeln

novemberverschweigendes
...
150 buchenlaubwanderweg
Vorschautext:
buchenlaub raschelt
farbfroher ohrenschmaus
rotbraunpunktahornblatt
weicht einem wanderschuh
lufthüpfend aus

buchenlaub rieselt
goldgelber wirbelschnee
mengt sich in braungewelk
knisternder sohlentritt
flüchtendes reh

...
149 Kein Sigmatismus beim Wildschwein?
Vorschautext:
Ein Wildschwein lispelt nicht, man hört
kaum Grunzlautbildung, die da stört.
So üben in den grünen Auen
nie Logopäden mit den Sauen.

Ganz unvermutet traf ich geschtern
drei Bachen, offenschichtlich Sweschtern,
die grunschten, dasch ich kaum verschtand,
wasch schie scho sprachen miteinand.
148 Martinigänse
Vorschautext:
Vor Martini fürchten Gänse
jedes Unbekannt mit Sense,
denn Gerüchte schwirren, welche
etwa Bratrohr oder Selche
äußerst stark mit Gans verweben.
Gift für unbeschwertes Leben.
Um Bedenken zu zerstreuen,
sollt man keine Lüge scheuen,
in der Art, dass heuer Pfauen
ihrem Tod ins Auge schauen.
147 nah wie immer
Vorschautext:
trauertränen,
dankeslächeln
an den gräbern

schweigendes verweilen
vor den steinen
kunstschmiedkreuzen
chrysanthemen

bilder und gedanken laufen
stimmen wohlvertrauten klanges
übertönen das gesäusel
...
146 Endgültig vorbei
Vorschautext:
Noch zeigt die Birkenkrone Sonnengold,
schon nagt der Wind am Zweig, er holt
sich Blatt für Blatt. Bald zieren gelbe Bänder
des sommermüden Wassers Uferränder.
Das Dorf verblasst in Nebelschleiern.

Ein Tretboot treibt, vergessen wohl, und senkt
sein Spiegelbild ins fahle Blau, man schwenkt
den Blick und lässt ihn streifend Regung suchen,
nichts rührt, bewegt sich. Im Geäst der Buchen
sitzt keine Krähe, Finken schweigen.

...
145 Frühlingsmelodien
Vorschautext:
Der Frühling verkündet in vielfacher Weise
sein Kommen, den Sieg über Wintergewalten.
Erst lässt er im Tale das Buntblatt entfalten
und bald dann die Orgeln der Sturzbäche dröhnen,
wenn Lauwinde sich mit den Wechten versöhnen,
sie rüsten zur jährlichen, fließenden Reise.

Nun hüpfen sie wieder, die Wasserfontänen,
die Wellen im Sprühtropfensprung über Steine.
Die Bächlein begrüßen den Gilbstern am Raine,
den Krokus am Waldrand, im Laub Anemonen.
Dann schweigt das Gequelle, scheint Kräfte zu schonen,
...
144 farbfraß
Vorschautext:
schwadiger farbfraß
nebliger einton
düstergedanken
nicht zu erkennen
tageslaufschranken

eulen vermengen
ruhen und jagen
mahnkäuze klagen
lang vor der vesper

häuserkonturen
...
143 Kühler Flächenbrand
Vorschautext:
Buchen tragen - wie die Birken -
Goldbrokat als Herbstgewand.
Auen, Moor und Hügelland
leuchten auf und Hänge wirken
unlöschbar im Flächenbrand.

Auch die Lärche, eine Nichte
immergrüner Bäume, glüht
von den Höhen, wenn aus Süd
Strahlen fallen. Tanne, Fichte
sind um Rahmengrün bemüht.
142 Seufzer eines Vollschlanken
Vorschautext:
Das Mastodon war sehr beleibt,
blieb trotzdem selten unbeweibt.
Man sieht, im Pliozän galt Fett
als durchaus liebenswert und nett.
Ach, war das Leben damals schen
im Plio- und im Pleistozän.
141 Stimmungsschwankung
Vorschautext:
Stimmungsschwankung, Wechselspiel,
heiter, trübe, lau und kühl,
Farbenwunder, Schwadenlast,
Sommerlust und Winter fast.
Was der Nebelmond so kann,
zeigt er - Staunen weckend - an.
Heute gibt er nur dem Licht
rund um einen Teich Gewicht,
taucht der Bäume goldnen Schein
tief ins Blau des Spiegels ein,
pinselt gelbe Kringel auf,
lässt auch Schatten freien Lauf.
...
140 Der Humor der Ringelnatter
Vorschautext:
Allzu ernst sind Klapperschlangen,
ganz humorlos auch die langen
Grünen Mambas. Kobras scheuen
jedes Wortspiel. Witze freuen
eigentlich nur Ringelnattern.
Welch ein Beben, Flankenflattern,
ungehemmtes Natternringeln,
wenn die Pointen einmal klingeln.
Nicht zuletzt aus diesem Grunde
hören Ulk aus meinem Munde
eher Nattern als die Ottern,
würde dort wohl witzfern stottern.
139 Baumkeuschheit
Vorschautext:
Die Tanne schüttelt ihren Wipfel.
Sie sieht im späten Herbst den Gipfel
verderbter Zügellosigkeit,
die Buchen, Eschen ohne Kleid
sowie die splitternackten Birken.
Nichts könnte da lasziver wirken.

Man sollt zum Schutz der Eibenjugend,
zur Wahrung strenger Fichtentugend,
der Laubgehölze Orgien
von Deutschland bis Georgien,
ja, weltweit mit Verbot belegen,
...
138 Wurmkuss
Vorschautext:
In der Erde, unter Steinen
lebt der Regenwurm mit seinen
Bruderschwestern ohne Licht,
frisst und stärkt die Humusschicht.
Schon allein aus diesem Grunde
hebe ich den Wurm zum Munde,
küsse ihn aus Dankbarkeit.

Dieses ginge wohl zu weit,
meinen viele der Bekannten
und fast alle Anverwandten.
137 Es rasselt im Keller
Vorschautext:
Der Klapperschlange Endschwanzrassel
fehlt – wie man weiß – der Kellerassel.
Auch Mauerasseln enden nicht
mit einer Klapper, sondern schlicht
ganz ohne diese. Recht betrüblich,
denn wären Asselrasseln üblich,
dann schätzte diese jeder sehr,
alleine schon vom Wortklang her.
136 Nur ein Binsenschopf
Vorschautext:
Ein Schopf ragt aus dem Teich und fängt die Blicke,
er taucht, im Spiegelbild sich doppelnd, wieder ein.
Die Symmetrie des Bildes lässt auch Knicke
der Binsenhalme voll graziler Anmut sein.

Wie schwarzer Tuschefluss von Federspitzen
auf eben handgeschöpften, feinen Bütten gleicht
die Simse im Gewässer. Künstlerskizzen,
die Herbstnatur dem Wundern offnen Auge reicht.
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