Titel | ||||
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195 | Grüßen Sie das Warzenschwein! | |||
Vorschautext: Kennen Sie ein Warzenschwein, ganz persönlich meine ich? Sollt‘ es - wie gefragt - so sein, grüßen Sie es sehr von mich. Wünschen Sie ihn schönen Tag, guten Appetit für ihm, weil ein Warzenschwein, das mag es ganz gerne auch intim. Falscher Fallgebrauch verstimmt dieses Tier nicht, regt nicht auf. ... |
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194 | Asseldünkel | |||
Vorschautext: Kellerassel Edeltraud, angetan von Sauerkraut, haust in einem Kellerwinkel, einsam, voller Standesdünkel. Ohrenschliefer Kunibert, den das überhaupt nicht schert, ist ein Demokrat und Dünkel sind ihm fremd im Kellerwinkel. Wie man sieht, ein Gegensatz, folgenlos, es ist ja Platz ... |
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193 | Unerklärliche Absenz | |||
Vorschautext: Die Ladung bringt man allen Tieren der Löwe lädt zum Hofball ein. Schakal, Giraffe, Stachelschwein, Hyäne, Klammeraffe, Wiesel, Marienkäfer, Streifenziesel, der Kranich und der Ha-bi-bicht erschienen pünktlich, aber nicht der Gletscherfloh, das Alpengämse, das Unau und die Rinderbremse. Die Frage bleibt noch offen hier, warum gerade diese vier den Leu in diesem Maß brüskieren. |
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192 | Alpenmargeriten | |||
Vorschautext: Asketen sind die Margeriten der Alpen. Eine schmale Kluft vermag schon Wurzelraum zu bieten, der aus dem Felsspalt Blumenduft und Blütenstern erwachsen lässt. Ob Stürme toben, Regen nässt, die Hübschen knicken nicht, sie lachen aus wettergrauem Felsgestein. Solch Anmut kann den Wunsch entfachen zu glücklichem Zufriedensein. |
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191 | Ferien | |||
Vorschautext: Urlaub machen Lärchen, Tannen nur zu Hause, Wurzeln bannen sie an feste Stellen. Fichten können also kaum berichten über Koniferien - etwa in Algerien. |
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190 | Offene Tore | |||
Vorschautext: In zwei Welten kann ein Hoftor teilen, nah die eine, weggesperrt die zweite. Auch Gedanken müssen oft verweilen, Tore wehren ihnen Tiefe, Weite. Pförtner können diese Flügeltüren öffnen, hier wie dort den Schlüssel drehen, streng Getrenntes zueinander führen, Eintritt gleich erlauben wie das Gehen. Kluge Pförtner schieben Riegeleisen zu vor Störenfrieden, Räubern, Dieben. ... |
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189 | feuerhimmel | |||
Vorschautext: himmel in glut einer esse baumwollgewölke in blässe schwarzvögel kreisen statuen weisen zum infernalischen zündeln wo sich die goldstrahlen bündeln kobolde schütten dämmer aus bütten löschen die farbsatten feuer nacht übernimmt nun das steuer |
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188 | Burkasdorf (Purkersdorf bei Wien) | |||
Vorschautext: In Burkasdorf, nicht weit von Wien, geht eine Burkasdorferin mit ausgehängtem Augengitter, ach, wie schändlich, ach, wie bitter! Es ist Frau Maier, an den Brauen erkennt man sie und spürt das Grauen, das sie ganz ohne Burkabürde in Burkasdorf verbreiten würde. |
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187 | Sich verengende Allee | |||
Vorschautext: Die Allee zeigt, schau ich vor, einen Engpass, wohl ein Tor, das mich dort gefangen hält. Nun, zu meinem Wanderglück, führt der Baumweg noch ein Stück. Geometrisch dargestellt: Paralleler Strichverlauf nimmt Unendlichkeit in Kauf, bis zum Schluss die Zeilenflucht innige Begegnung sucht. Also bleibt mir jede Zeit für gemütliches Geschreit. |
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186 | Kein Nest im Schnee | |||
Vorschautext: Die SchwanzmeisE, die SchwanzmeisE sitzt hudernd in dem lockren Schnee, als ob sie nackte Junge hätte. Ich glaub das gar nicht, ja, ich wette, es gibt im lockren, neuen Schnee kein Junges dieser SchwanzmeisE. |
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185 | Der Tanz der Kellerassel | |||
Vorschautext: Tanzen lernt die Kellerassel, Samba, Rumba, Cha-Cha-Cha, ohne Conga, ohne Rassel, solo, sonst ist niemand da. Trotz der Müh im Hüftenheben wippt sie hin und trippelt her. Heißa, schön ist doch das Leben, war’s zuvor doch inhaltsleer. Nun, sie übt im Schutz des Dunkels, scheele Blicke hasst sie sehr, ... |
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184 | Wagner umgeschrieben | |||
Vorschautext: Dort liegt ein Nachen, aber drin sitzt offenbar nicht Lohengrin. So fällt es auch dem Schwan nicht ein, für zwei Touristen Pferd zu sein. Schlussendlich zeigt er sich charmant und zieht das Pärchen nach Brabant. Wen wundert’s, Wagner tobt im Himmel, die neue Fassung riecht nach Simmel. |
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183 | spatzenklage | |||
Vorschautext: tschilp tschilp platzregenschauer nasstagetrauer brotkrumenlose gastgartenleere schwungfederschwere hafergerangel rossapfelmangel schüttelfrostschlummer stadtspatzenkummer tschilp tschilp |
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182 | Mayer mit y | |||
Vorschautext: Mayer, viele gibt’s davon, legte Wert aufs y, keinen aber auf das a. Schrieb man also hie und da Meyer – nach dem M ein e – war er dennoch „satisfait“. |
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181 | Ein Pantoffeltierchen als Haustier | |||
Vorschautext: Es hat Pantoffelform, das Tier ist einmal dort und einmal hier - von einem Wimperkranz bewegt - und wirkt ein bisschen aufgeregt. Es ist kein Er und keine Sie, bricht auseinander irgendwie, dann gibt’s vom Paramecium ein zweites Individuum. Als Hausgenosse wär es fein. Ich hielte es nicht ganz allein, ... |
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180 | 2015 | |||
Vorschautext: Das Jahr wird alt, ein neues winkt, du fragst dich, was es dir so bringt. Doch kein Orakel, keine Hände verraten dir, was nach der Wende zur nächsten Ziffer unsres Zählens da kommen wird. Das Glück des Wählens hat niemand. Zufall - viele glauben auch Fügung - wird die Pläne rauben, so manche Ziele einfach streichen und nicht von deiner Seite weichen. Weil Schicksal guten Willen schätzt, wird dennoch vieles umgesetzt! ... |
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179 | Der Teichrand friert | |||
Vorschautext: Null Grad – ein bisschen auch darunter – macht Kunstsinn reinen Wassers munter. In Schichten, die zum Eise frieren, darf Stil und Technik variieren. Der Wind mag anteilsvoll beraten, doch stört des Grünfußteichhuhns Waten durch surrealen Federstrich. Fehlt noch dazu des Reihers Stich, dann wird, wie Celsius entdeckte, das Nass zur Muse. Weißgefleckte, verspielte Skizzen, Musterbänder ... |
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178 | Der Raureif - ein Schöngeist | |||
Vorschautext: Das Jahrviertel Winter hält Mägde und Knechte in Diensten. Sie tünchen die Lichtzeit am Tag mit kalkigem Weißton auf Hausdach und Wechte. Ein Hexagonmuster als Fensterbeschlag zeigt – Freude erweckend – das Werk des Gesindes, des Frostes, des Schneefalls, des beißenden Windes. Als Meister des Fachs, Ziseleur des Gezweiges, Behübscher des Morgens in Klöppelmanier, erweist sich der Raureif, als Schmuck des Geneiges der Rotkiefernadeln am Berghang vor dir. Mit Feingliederfingern und Sinn fürs Genaue ... |
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177 | Seif Eddeen Laota | |||
Vorschautext: Er malt den Kontinent, ein Lesebuch ist jedes Bild. Natur und Stein der Stadt in Vielgestalt, sein Stil kennt keinen Bruch und niemand sieht am Meisterbild sich satt. Es eilt der Straußenhahn im Trabelauf folgt der Giraffe in das Steppengras. Savannenglühen schafft der Sonnenlauf und Halme leuchten wie der Diabas. In Baumwollkleidern schöner Frauen ist die Seele Afrikas als Pinselstrich zu sehn. ... |
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176 | Udo Jürgens R.I.P. | |||
Vorschautext: Udo Jürgens R.I.P. Ein Barde hat die Welt verlassen, er konnt‘ jedoch in Noten fassen, was bleibend ist und was wir erben. Der Lieder Texte, ihre Weisen, die lauten und die schmeichelnd leisen, verweigern sich gewiss dem Sterben. Der Mann ist seinen Weg gegangen, hat angeklagt und unbefangen auch zarter Liebe Raum gegeben. ... |
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