Titel | ||||
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255 | Waldgeister | |||
Vorschautext: Dezemberkalter Wald - von kahlen Bäumen siehst du Konturen nur im Nebelgischt, wo Wirklichkeit mit Fantasie vermischt den rechten Anstoß gibt zum Tagesträumen. Das Einhorn, Bote gütiger Gedanken streift suchend durch das fahle Stammgewirr. Der Fichte Astlochaug blickt seltsam irr und leer durch Strähnen von Lianenranken. Wo Flechtenbärte sich ins Rauchgrau mengen, dem Wurzelstock ein dünner Schratt entspringt, ... |
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254 | Bel(i)ebter Schneemann | |||
Vorschautext: Es haucht Frau Flocke, eine Fee, dem Kugelmann aus jungem Schnee - befristet mit der Neujahrsnacht - Belebung ein. Der Schneemann lacht, mit seinem roten Schnürlsamtmund und auch des Holzgeäuges Rund zeigt einen Schalk. Die Riechkarotte vermeldet ihm Silvesterpunsch, der schmeckt ihm auch. Des Weißlings Bauch wird dann gefüllt, kein kleiner Wunsch ... |
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253 | Prosit! | |||
Vorschautext: Nazarenisch zählen wir die Zahl der Jahre, manche unheilvollen, viele wunderbare, schreiben feierlich eins mehr dann zu Silvester setzen in den schwarzen Himmel Lichternester. Fast erscheint es wie ein Flehen und ein Ringen, dieses Nachterhellen möge Gutes bringen. Unser Beitrag bleibt das stille, feste Hoffen, nirgendwo jedoch liegt unser Schicksal offen. „Prosit“ sei dennoch unser aller Wunsch! |
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252 | frühlingshaikus | |||
Vorschautext: jahreszeitumbruch blüten- und frostschneedisput seelen belebend wagender krokus schneeglöckchen üben geläut salweidenspitzbub reifmiesepeter erdkrumenhärter vom dienst schwächelnder partner ... |
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251 | Der Feldweg ins Blau | |||
Vorschautext: Ein Feldweg teilt Äcker. Die Furchen der Krume begleiten den Kiesstreif zum Horizont hin. Der Rücken des Hügels begrenzt, nur zu ahnen sind Dorfkirche, Höfe, die Wälder entziehn sich – scherzend beinah – jeder wirklichen Sicht. Mich solls nicht berühren, ich habe nur Augen für blassgraue Fahnen im grellen Azur. Die Farbe des Äthers, dem Weltmeer der Ferne, genügt mir alleine. Ich folge der Spur, will Häuser nicht sehen, nur sphärisches Licht. |
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250 | Zweigkätzchen | |||
Vorschautext: Schmusekätzchen-Kuschelei ist den Pelzigen Pläsier. Wären sie bewegungsfrei, horch mein Freund, ich sage dir, hüpften sie auf deinen Schoß. Sonnenstrahlen lieben sie, Katzen sind sie offenbar. Schau dir die an, die und die, ein Miau aus dieser Schar wär als Wunder gar nicht groß. ... |
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249 | Dankgebet des Atheisten | |||
Vorschautext: Jeder glaubt an irgendwas, der eine dies, der andre das. Ganz fest glaubt auch der Atheist, dass Gott nur frei erfunden ist. Für ihn ist Glaube reiner Wahn, der Theolog‘ ein Scharlatan, das Rundherum erscheint ihm krank. Er weiß es besser - Gott sei Dank! |
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248 | Möwenschauspiel | |||
Vorschautext: Zwei Möwen spielen oder streiten. Wer weiß? Sie stürzen, steigen, gleiten, zum Ufer hin und ohne Zügel hinab zum blaugetönten Spiegel. Der Lärm der kehlig, heisren Lieder verleiht dem steten Auf und Nieder das Flair des Tanzes über Wellen. Das Spielchen lockt, denn plötzlich stellen sich Dutzende von schillerweißen beschwingten Künstlern ein, es gleißen die Federn und Artisten – kühne – bespielen nun die Freiluftbühne. |
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247 | Rhododendrons | |||
Vorschautext: Man liebt den Rhododendron heiß, obwohl man nur recht ansatzweis den Plural kennt. Der Rosenbaum bleibt so ein Alb in Sachen Traum. Ich schlage vor , der Kürze wegen die Pflanze silblich zu zerlegen und mit dem zweiten Teil zu spielen, um ein Ergebnis zu erzielen. Man könnte ja –dendronen schreiben, - dendrona würde kaum verbleiben, ... |
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246 | Morgensonnenstrahlen | |||
Vorschautext: Morgensonnenstrahlen zwingen Nebeldicht, sich in schräge Bahnen auszurichten, mengen Gelb ins Tropfengrau. Das mystisch fahle Licht bricht durch Fichtenkronen, kahle Buchenäste, schluckt der kühlen Herbstnacht allerletzte Reste, die noch unheilschwanger in den Zweigen hängen. Morgensonnenstrahlen rütteln Tagvolk wach, lassen Nachtgetier die rechte Schlafzeit wissen. Häher, Hörnchen stöbern hoch im Wipfeldach, Rötelmäuse lockt der helle Schein, sie suchen Früchte unter Eichen, Eschen, Haseln, Buchen ... |
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245 | Soirée | |||
Vorschautext: Schauspiel, abendlichen Kampf zeigen Luft, Licht, Wasserdampf. Bühne bieten Berge, Wälder, Horizont und Stoppelfelder. Es zündelt die weichende Sonne, den Gluten entwachsen schon Flammen, der Wind treibt mit Ruten Gewölk über Grate, verhüllt alle Gipfel, ein feuriges Rotband verbrämt schwarze Wipfel. Da zeigen sich Lichter, die bald wieder brechen, den Tag und die Nacht scheint der Hafer zu stechen. ... |
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244 | Entspannung in der Winterau | |||
Vorschautext: Im Christmond friert der Aubach zu, er deckt sich ab mit dünnem Eis. Den Schnee drückt noch kein Wanderschuh, nur Reif verhilft zu Winterweiß. Erwartungsruhe, Feierstunden, ein Häher krächzt in dieses Schweigen. Dem Damwild scheint das Moos zu munden, das Hörnchen wippt in Fichtenzweigen. Ein Kauz bäumt auf, kein Federrauschen, der Geist des Dämmers hasst Gelärme. ... |
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243 | Pathogene Schönheiten | |||
Vorschautext: Der Leumund eines Krankheitskeimes ist selten schuldzuweisungsfrei. Sein Wirken, oftmals ein geheimes, erfreut sich keines Lobs. Er sei, nebst überflüssig – so die Meinung –, auch hintertückisch und gemein. Doch seine zierliche Erscheinung im Mikroskop verändert dein abholdes negatives Denken. Grazile Wesen – wunderbar – erscheinen dir durchs Okular. Du siehst Bazillen aus dem Bauch, ... |
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242 | Er ist da! | |||
Vorschautext: Der Weg wächst an zum Hügelkamm, die Mulde füllt sich täuschend auf. Ein Zaunpfahl fühlt sich seltsam klamm und denkt schon an den Haubenkauf bei kommender Gelegenheit. Hund Bellos Morgenstreunerei wird heut zum offnen Dokument, zwei Spuren – oder sind es drei – von Leuten, die man wohl nicht kennt, verraten Winterstiefelzeit. ... |
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241 | Mesozoische Beziehungskrise | |||
Vorschautext: Tyrannosaurus Reginald streift mutlos durch den Gingkowald, sucht – Tränen gießend – seine Laura, die stattliche Tyrannosaura. Er kämpft sich durch den Schachtelhalm, aus seinen Nüstern dampft schon Qualm, doch Laura lebt zu seinem Leide schon ein Jahrtausend in der Kreide. Der Doppeldeutigkeit gewahr, vermeidet er bewusst Gefahr, ... |
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240 | Abflug einer graugans | |||
Vorschautext: Die Graugans lässt sich wiegen, träumt auf sanftem Wellenspiel im Teich. Da hebt sie sich, das Wasser schäumt, dem stolzen Wappenadler gleich, zum Fluge in ein andres Reich. Getänzel der Beine in fliehenden Ringen, ein Tapsen, ein Treten, ein Flattern der Schwingen, dann neigt sich der Hals, letzte Tropfen versprühen, der Vogel erhebt sich zu gleitendem Ziehen. Dem Flug der Wildgans folgt dein Blick. ... |
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239 | Seerundweg | |||
Vorschautext: Der Weg ruft zum Wandern, den See zu umrunden, ein Kleinod der Heimat mit Lust zu erkunden, in Ruhe zu sehen, was Eile nicht zeigt, die Grille zu hören, die Frohlieder geigt. Der Salbei streckt Arme, gewillt dich zu grüßen, die Windröschen schmeicheln den nahenden Füßen, zwei Lärchen sind stolz auf das feurige Grün und Jungfichten strecken zur Sonne sich hin. Ein Grasfrosch zeugt Wellen, die uferwärts fliehen, der Graureiher äugt im beschaulichen Ziehen ... |
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238 | Stromschlag | |||
Vorschautext: Hannelore Brinkmann führte ihren Hund aus und berührte einen hochgespannten Draht, der sich schon dem Boden naht. Dieser Engbezug zur Leitung zwang zur geistlichen Begleitung beim Kondukt. Der Hund jedoch lebte nach dem Stromschlag noch, denn die Leine isolierte, was die Trauer minimierte. |
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237 | Frieda | |||
Vorschautext: Frieda verzog ihren Malmund, ebenso gleich nach zwei Wochen bitterer Miene nach Stralsund, lernte dort pommersches Kochen. Frieda verlor keine Träne, aber den Ring ihrer Schwester, fütterte schneeweiße Schwäne, Jacken mit Graupolyester. |
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236 | Willkommen Herbst! | |||
Vorschautext: Der Herbst beginnt mit leisem Ton, ein Gelbblatt liegt im Wasser schon, der Apfel leuchtet aus der Wiese, noch trägt die Bäurin Anneliese ein Sommerkleid. Die Schwalbe spürt gar Reisedrang, der Igel streift den Zaun entlang, sucht Süßes für die Fastentage. Der Landmann füllt die Erntewaage mit Kostbarkeit. ... |
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