Profil von Marie Mehrfeld

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Anzahl Gedichte: 161
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Titel
41 Engel, wenn du ihn suchst
Vorschautext:
weil’s Schnürsenkel regnet da draußen und mir die Wolken
das Licht nehmen, schließ’ ich die Fenster und Türen, sortie-
re meine hungernden Schatten und verberge meine Liebe zu
dir in sorgsam gefalteten Händen, auf dass sie behütet bleibt
und dem Sturm aus Hassworten widersteht; so grau grau der

Morgen mitten im Sommer, in dem mir die letzten Schuppen
von den Augen gefallen sind und das Vertrauen in das Sichere
re, Gute und Zuverlässige sich ins kahle Stachelland ungläub-
igen nicht verstehen Wollens verkrochen hat; Julitag, anders
als alle Julitage zuvor, das Helle in uns scheint sich dem Dunk-

...
40 alte Augen
Vorschautext:
verblassten Konturen die Farben geben,
sie neu betrachten, es hilft beim Leben,

uns lösen auch aus der Starre der Zeit,
erst, wenn wir uns fühlen, sind wir bereit,

die Zacken vergilbter Bilder zu streicheln,
die alten Augen wollen uns schmeicheln,

die vor uns waren, sie schauen uns an,
ob mahnend, lächelnd, wir denken daran.

...
39 Niemandszeit
Vorschautext:
in der Niemandszeit
des frühen Dämmerns
zwischen Tag und Nacht,

wenn die grauen Dunkelgeister
ihr Wimmern nach Liebe und Wie-
derkehr einstellen, die Sterne nicht mehr

scheinen, schimmern die Pflastersteine vor
der alten Kapelle zwischen Hoffen und Bangen,
schmiege ich den Kopf halbwach in die Beuge deiner

...
38 der Geschmack der Erinnerung
Vorschautext:
noch ist Sommer und Hoffnung, und ich erzähl’ dir,
was war, bis ich heiser bin, wenn du so lange schweigst;
ein Haus war da, eins mit stets offenen Fenstern und Türen,
aus rotem Stein war es, darauf ein spitzes Schindeldach mit
großen und kleinen Schornsteinen, die immerzu rauchten,
es stand im Hellen, im Grünen, aus und ein gingen viele,
die wir liebten, auch ich und du, als wir Kinder waren
und heimlich unter dem schwarzen Flügel hockten
zur Nachtzeit und lauschten, wie die Einen
verzückt musizierten und die Anderen,
in behutsames Flüstern gehüllt,
mit zierlichen Silberlöffeln
...
37 geträumt
Vorschautext:
ihr Gewitterwolken; schwarz dräuend
ballt ihr euch kopfwärts im verwirrten
Traum, furioses Donnergetöse grollend

schwebend über vertrockneten Wäldern
und monotonen grellgelben Rapsfeldern,
die Horizonte begrenzen; einschläfernde

Chorgesänge ferner Kindheitstage sind
flüsternd erloschen, meine Ohren zischen
im Takt der immer näher einschlagenden

...
36 freier Fall
Vorschautext:
nach dem
zwölften Schlag
des Mitternachtsgeläuts
ist Stille in mir für ein, zwei

Sekunden, und die alte Zeit fällt
über mich wie ein schwarz gewebtes
Tuch; wie wir da saßen mit heilen Gliedern
und kranken Seelen inmitten unserer inneren

Wüsten unter kerzenlos schütterem Christbaum,
wie traurig künstlich das Lachen, tonlose Singen,
...
35 das Leuchten in mir
Vorschautext:
wieder gefunden habe ich mich
in deinen lächelnden Augen, du fremder
Mann in der Bahn, für einen Momente beglückt,
doch war es nur der schale Abglanz eines alten Traums
von der Glut, die wir spürten, wenn wir uns selig hielten,
und ich fühle keine Trauer, keine Reue, kein Bedauern,
im Grauen des fahlen Tags sagt mir mein Spiegelbild,
nimm dich endlich an wie du jetzt bist, denn es ist
gut so, und viel besser als nichts, heute denke ich
nicht an die brennenden Erden und auch nicht
an dich und verstecke den Schmerz der Ein-
samkeit hinter den vorgehaltenen Händen,
...
34 Kein Jahr des Lichts?
Vorschautext:
Kein Jahr des Lichts
und wahr ist nichts?
Die Seuche weicht?
Ist’s bald erreicht?
Kein Sinn, der Rest?
Nach uns die Pest?
Willst so sein, wie?
Gelingt dir nie!
Bleib, wie du bist,
voll Lust, voll List.
Heut in der Nacht
hab ich gewacht
...
33 Gemeinsinn geht vor Eigennutz
Vorschautext:
In Dunkelheit such ich nach Licht,
kaum Funkeln mehr am Firmament -
viel Hoffnung spür ich heute nicht;
die Erde leidet, und sie brennt;

im Müll sind die Theaterkarten,
mein letzter Mut schwimmt grade fort,
Kulturgenuss muss wieder warten -
zu viele Menschen sind vor Ort;

die Seuche hält uns fest im Griff;
Egomanie macht Seelen blind;
...
32 und dennoch
Vorschautext:
und dennoch
träumen die Knospen
von neuem Leben, weicht die
Finsternis allmorgendlich dem jungen
Licht, dreht sich Mutter Erde unverdrossen
in gewohnter Bahn, begegnen mir die Kinder mit
Glück in den Augen; und eben grade ist mir, als warte
dennoch ein Summen der Hoffnung hinter den verdunkelten
Horizonten darauf, von hellem Mut - wieder erweckt zu werden


© M.M.
31 Herbstliche Gedanken
Vorschautext:
Wir halten uns die Hände nun in warmen Räumen;
die Himmel leuchten nicht mehr goldenrot;
es lösen letzte Blätter trudelnd sich von Bäumen,
sie wissen nichts vom Wechsel in den Tod;

Melancholie beleuchtet alles, was einst war;
des Anfangs Zauber sucht man jetzt vergebens;
das bange Warten auf den Abschied von dem Jahr –
ist Ahnen der Vergänglichkeit des Lebens.

© M.M.
30 Nicht nur im Traum
Vorschautext:
So weit bin ich gegangen -
mit mir allein;
von Traurigkeit umfangen -
so musst’ es sein;
die Wege sind beschwerlich -
im Abgesang;
das Leben ist gefährlich -
und auch so lang;
die Schmerzen ziehen Bahnen -
sie fesseln mich;
und langsam kann ich ahnen -
ich löse mich;
...
29 angekommen
Vorschautext:
bin angekommen, hab
Abschied genommen,
war fähig, zu lieben,
bin standhaft geblieben,

hab Leben geboren,
Vertrauen verloren,
hab Qualen erlitten
mit Flehen, mit Bitten

und habe, tief unten,
mich wieder gefunden,
...
28 Stadt im Winterkleid
Vorschautext:
Ausgestorben sei er, hieß es,
jener Herr mit Kälte, Schnee,
doch heut’ früh, mit aller Macht,
rein und weiß wie eh und je
kam ganz heimlich in der Nacht
weiße Pracht, so weit ich seh’,
lasse sie mir nicht vermiesen,
meine Großstadtwinterzeit,
freue mich, es ist so weit,
endlich hat’s bei mir geschneit,
lauf nach draußen, nur nicht hetzen,
atme tief, ich will’s genießen,
...
27 Du weißt doch, dass er nicht wiederkehrt
Vorschautext:
Du wachst zu früh auf, dein Kopf ist schwer,
und fragst dich, wer bin ich nun wirklich, wer;
was lief im Leben denn falsch, was lief richtig,
was war für mich letztlich prägend und wichtig?

Wo ist der eine Weg, der nur mir bestimmt?
Das Grübeln dir den Atem fast nimmt; denn
dein zweifelndes Fragen nach dem Morgen,
du weißt genau, es bringt Qualen und Sorgen;

hör auf damit, bitte, das rate ich dir,
leb’ besser bewusst im Jetzt und im Hier,
...
26 regentag
Vorschautext:
des regentags
grauer gleichmut
verdrängt erinnerung
an die herrlichkeiten der
abendröten meiner kindheit

©M.M.
25 ohne uns
Vorschautext:
wenn nach
uns alles beten
stumm verhallt sein

wird am ende der tage, ist
die welt wieder wüst und wild
wie am anfang, und die bitterkeit

der vergeblich geweinten tränen fällt
aus leerem himmel auf die ausgedörrte
erde, doch irgendwann, da wird es wieder

...
24 und meine Seele durfte fliegen
Vorschautext:
nur loben will ich, darf nicht klagen,
denn heute möchte ich euch sagen -
es ist die Wahrheit und kein Spiel -
denn aus dem hohen Himmel fiel -

da zählte weder Zeit noch Raum -
ein helles Licht in meinen Traum,
umhüllte zärtlich mich mit Summen,
es heilte mein in Furcht Verstummen

und hob mich auf und trug mich fort
an einen wundersamen Ort,
...
23 Letzte Pilgerreise
Vorschautext:
Am Ende des Pilgerwegs fragt er sich oft -
war zu leben vergebens, nichts so wie erhofft;
oder war’s ein Geschenk, ein wunderbares,
des Gebens, Nehmens, ein Schönes, ein Rares;
war’s ein inniges, zärtliches Händehalten,
ein lächelnd gemeinsam die Zukunft Gestalten;
ein gelegentlich sich mit Worten Verhöhnen -
um sich bereuend danach zu versöhnen;

mit Jammer, Jubel und so viel Liebe
und dem Hoffen darauf, dass es ewig so bliebe;
mit gemeinsamem Wandern in fremden Welten,
...
22 Hoffnungsmond
Vorschautext:
den Lärm brauche
ich und die Stille, das Heiße,
das Kalte, das Klare, das Trübe, die

Lüge, das Wahre; brauche den Schmerz
und die Heilung, das Schwarz des Dunkels,
das Gold des Tags; die Schwere der Angst und

die Leichtigkeit fröhlichen Lachens und Tanzens;
steche mir mit dem Zirkel in meine Gedanken,
markiere sie mit roten kreisrunden Grenzen,

...
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