Profil von Marie Mehrfeld

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Anzahl Gedichte: 161
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Titel
121 momentaufnahme
Vorschautext:
weit verstreut die
blätter deines letzten
briefes mit füller und tinte,
alle vorwürfe sind geschwärzt,
weggelächelt, denn sie sind nur ein
dokument der einsamkeit, die auch du
spürst; ich weiß nicht, welcher sprachart ich
sie zuordnen soll, bleibt mir das verbrennen auf
dem nasskalten balkon; vor mir diese schlanke vase
mit den gelben plastikblumen, grau eingestaubt, ich mag,
dass sie mir nie widerspricht; lerne, mit mir alleine zu sein, nicht,
dass es leicht wäre; sind so viele eingebrannte narben in meiner alten
...
120 Lasst uns Geschwister sein
Vorschautext:
Bin wach in der Nacht,
halt einsame Wacht; ach
sei bitte mein Nest und halte
mich fest, rück nun näher zu mir,
dann ich sage ich’s dir, schau zum
Himmelszelt, ist so schön, diese Welt,
ist so verletzlich und unersetzlich; doch
wir nehmen’s nicht wahr, uns ist’s noch nicht
klar; hilf uns, zu lenken und lass uns umdenken
und endlich handeln, vielleicht lässt sich das Chaos
ja noch verwandeln; wir haben nur diese eine Erde und
beten dafür, dass Frieden bald werde; doch wenn wir die
...
119 in Auflösung
Vorschautext:
inmitten ihrer Hinter-
lassenschaft steht er und
betrachtet mit melancholischer
Andacht das chaotische Innenleben
ihrer barocken Vitrine, diese einst
nicht zu berührenden heiligen
Schätze hinter stets ver-
schlossener Glastüre,
die Daguerreotypie des
Urahnen, sorgsam vor Licht
geschützt, die Vasensammlung
aus drei Jahrhunderten, die zierlichen
...
118 Welt im Wandel
Vorschautext:
In fernen Ländern herrscht Hungersnot
und mit Sichel und Sense Gevatter Tod,
wir sehen es uns in der Tagesschau an,
wir spenden - und zünden ein Kerzlein an,

seufzen erleichtert, wir sind hier geschützt,
das Dumme ist, dass uns dies wenig nützt,
das Unheil betrifft den ganzen Planeten,
vielleicht hilft uns Hände falten und beten,

wann haben wir es endgültig kapiert,
dass der Klimawandel auch uns tangiert
...
117 dann wird es gut
Vorschautext:
hör, wie dein Herz laut klopft im Trommelregen der
Trauer, der Angst vor dem Einsamsein und dir den
Schlaf stiehlt; die Jahre kannst du nicht umblättern

wie ein abgegriffenes Buch, denn diese Seiten, sie
kleben fest aneinander, und die Eselsohren, sie sind
nicht mehr zu glätten; doch sie sind schön in ihrer

Zerbrechlichkeit, schau genau hin; du weißt, was
du in schwarzer Tinte geschrieben hast auf reines
Papier, es ist unlöschbar und unumkehrbar; nimm

...
116 Von dem Nebel, der über den Wiesen steht
Vorschautext:
Wieder ist’s weit nach Mitternacht,
mein Tagwerk habe ich endlich vollbracht,
krieche sinnierend unters Plumeau und frage
mich zweifelnd, bin ich nun froh?

Denke ich an die vergangenen Stunden –
was habe ich heute getan und gedacht?
Kam ich gelassen über die Runden? Bin ich
beruhigt für den Rest der Nacht?

Konnte den Haustürschlüssel nicht finden,
musste mich mit Hausarbeit schinden,
...
115 vorübergehend
Vorschautext:
was ich schrieb dachte
sprach was ich lebte liebte tat
es ist vorübergehend und endlich
jetzt spreche ich zu euch und ich weiß
dass ihr mich hört von den Wegkreuzungen
des Lebens den Umarmungen und glücklichen
Augen sich die Liebe zu gestehen mit offener Seele
dem Summen der Telegrafenmaste und dem irren Klirren
zerberstender Fensterscheiben und ich schüre nicht gelöschte
Feuer in mir und in euch mit der Macht heiliger Worte auf dass
sie die Wurzeln der Wunden die wir uns schlugen ausbrennen
von der Kraft der Träume vom Frieden unserer frühen Jahre
...
114 Herbstliches
Vorschautext:
in Moll erklingen
sie, die alten Liebeslieder;
das Jahr, es neigt sich wieder
und wird langsam rund; nun färben sich
der Bäume Blätter bunt; und doch verzeiht,
es ist so weit, dass ich es sag, dass ich’s beklag’,
zu viele Lebens Weggefährten haben mich verlassen,
bevor die Narben falscher Worte ganz verblassen; wir
haben über das, was wichtig ist, nicht mehr geredet,
nicht mehr gemeinsam für die Welt im Lot gebetet;
ich schreibe keine Briefe an mein Gestern, denn
was verging, hält keine Botschaften bereit,
...
113 Glück
Vorschautext:
In den Höllentraum vom Stürzen in den Abgrund
ohne Boden drängt sich plötzlich jene Sehnsucht nach
dem Schweben über schmerzgetränktem Leben fern von jeder
Art von Toden, wenn wir himmelweit hoch flogen, wenn wir von
der Welt abhoben, zärtlich um uns selbst geschlungen leise Sphärisches
gesungen von der Hoffnung, dass sie bliebe, unsre zeitbegrenzte Liebe,
wenn wir angstfrei jubelnd sprangen auch von allerhöchsten Klippen,
fühlt ich mich von dir umfangen ohne nächtlich schweres Bangen,
fern vom Leiden und vom Hassen unsre Hände sich umfassen,
unsre Lippen, die es wagen, nie gedachte Worte sagen,
sehn ich mich zu dir zurück, und der düstre Traum
vom Fallen, er zerfließt in purem Glück.
...
112 Zeit, die da kommt
Vorschautext:
morsches Pappelholz
klopft zaghaft gegen das Mauerwerk,
der Wind will Fugen lockern, und dunkle Steine
lassen vergrabene Worte fliegen; die Liebe, die Sehnsucht,
der Augenblick, alles ist so unendlich endlich; Abschied nehmende
Hände streichen zärtlich über blinde Scheiben, vergilbte Fensterrahmen,

du spürst den kalten steinernen Boden mit nackten Füßen und weißt,
Schatten haben das Helle herausgeschnitten aus deiner Erinnerung;
zögerlich schleichst du ein letztes Mal mit verschränkten Armen
durch leere Zimmer, alle Bilder entfernt, deine Stimme formt
sich am Ungewissen und kommt nicht über das Flüstern
...
111 wirf ein Zeichen auf's Papier
Vorschautext:
bist am Ende
vom Latein, musst mit dir
alleine sein; fluchst und jammerst
vor dich hin, zweifelst an des Lebens Sinn …
dazu geb’ ich, in der Tat dir den einzig guten Rat –
Notstand setzt zwar enge Grenzen, doch begreif, nun
kannst du glänzen, wenn du in dir selber gräbst, wenn
du endlich das auslebst, was du an Begabung hast,
es bereitet Lust, nicht Last; lass dich von dir
selbst berühren, lass dich vom Gefühl
verführen, Zeit hast du im Überfluss,
sie kann Segen sein, Genuss; hör
...
110 Für dich
Vorschautext:
Der Tag hat sich im Grau verzehrt,
so schemenhaft die Geister,
auch du hast das Genie verehrt -
in Fugen ist er Meister;

ich lausch gebannt dem Celloklang,
er tröstet mich tagtäglich,
und dennoch ist mir oft auch bang –
die Lage ist unsäglich;

mein Stern, er flackert so verzagt,
als wollte er zerspringen,
...
109 Unbehütet
Vorschautext:
Den Haselnussstock abgelegt auf dem Fels
hoch oben, da hockte sie zitternd aus Angst
vor dem Ziegenbock, mit gesenkten Hörnern

zum Angriff bereit, hatte sie ihre lieben Kühe
wieder alleine gelassen auf der Milchweide,
die sie bewachen soll, hatte erneut versagt,

du taugst nicht zur Kuhhirtin, hörte sie von
der alten Bäuerin, Mädchen aus der großen
Stadt mit den langen Zöpfen, den traurigen

...
108 und du lässt los
Vorschautext:
brennt kein Licht mehr
ticken die alten Uhren zu laut
in mir und in euch

fällt das Bunte das Gute
der Schoß der Vergessenheit
hinter den Wolken

stürzen sich Sterne
verglühen im klagenden Bitten
schließen die Tore sich

...
107 an diesen sonnenarmen Tagen
Vorschautext:
an diesen sonnenarmen Tagen vielstimmigen Jammerns
schmecken kalte Winde nach Tod, Not, nach Einsamkeit,

versteckt sich die Wärme zugewandten Lächelns, die uns
heilen will, hinter dem kalten Tuch verordneter Masken,

droht die Liebe im Sumpf des Murrens, im Sprachlosen
des Leidens zu ertrinken; an diesen sonnenarmen Tagen

lauschen wir unter verdunkelten Himmeln zur Mitternacht
schlaflos dem stillen Raunen der Vergangenheitsgeister,

...
106 Vom Tanz auf dem Seil - prosaische Reflexion
Vorschautext:
Da kämpft man, müht sich,
erklimmt höchste Höhen, bangt
Hände haltend und meint, ein Ziel
vor Augen zu haben und zu ahnen, was
sich lieben heißt; redet über Nichtigkeiten
und weiß doch, dass das explosive Innenleben
rastlosen Denkens Dynamit enthält und mit gewissen
zündenden Gedanken nicht in Berührung kommen sollte;
und hofft unverdrossen weiter darauf, klug zu werden;
von wegen, denk’s nicht, setz auch nicht auf deine
Erinnerung mit ihren vergoldeten Dornen,
Vergangenheit ist unwiederbringlich,
...
105 du meine amaryllis
Vorschautext:
bleierne himmel
so nacktschwarz die wälder
träume, die lautlos zerschellen

des nachbarn husten
nebel, sie lasten so schwer
ausgelesen die bücher

angst in köpfen
augen, die nicht mehr vertrauen
fäuste in Taschen geballt

...
104 Spät ist es
Vorschautext:
Die stete Sicht auf Glück, das einstmals war, vergesst sie bloß, denn man kehrt nie zurück in jenen warmen Schoß; nun ist der Mond der Koffer, die niemandem gehören und der Verspätungen, die nicht mehr stören; der fremden Orte und der nie gewagten Worte; seid nicht so träg, Gedanken, biegt euch weit, und auch ihr Bücher - schreit

eure Wut ins blasse Nichts, sitzt zu Gericht mit dieser Welt; ihr Kröten, unkt laut, dass es gellt, bei Tag und Nacht, ihr habt die Macht; wir brauchen Wandel, rüttelt die Menschen aus dem Schlaf, bringt sie zum Handeln und weckt sie auf, dass Frieden werde; rettet die Erde; und du, rück nah zu mir, dass ich dich mag, das sag ich dir;

wir brauchen Liebe jetzt und Zärtlichkeit, halten uns warm, nehmen uns schützend in den Arm; Nacht ist es und mein Herz klopft laut, ich öffne meine Augen, wache auf, ich atme kaum, denn es war mehr als nur ein Traum, und es ist wichtig, dass ich’s sag, es ist die Wahrheit, auch am Tag, selbst in der Sterne Zeichen kannst du es lesen -

ja, dunkle Tage sind, du bist allein mit jenem Kind, das du gewesen; spät ist es, ich verlass mein Haus, flieg aus mir selbst heraus, lass mich herab am Seil, gewebt aus trocknen Tränen, ganz tief hinab ins Tal des Sehnens, und, der Vergeblichkeit zum Trotz, nach hellem Licht, dem sich Versenken; und auch dem Hoffen, ER wird es lenken.

© M.M.
103 Mein frohes Lied
Vorschautext:
In dieser dunkelgrauen Zeit
des stummen Klagens, falschen Sagens,
greif ich, von jeder Furcht befreit,
nach deiner ausgestreckten Hand -
und finde Trost so und auch Halt;
in mir ist jeder Hass verbrannt;
konturlos schwindet die Gewalt -
sie wird zu strahlend hellem Licht,
das meinen Tag zum Leuchten bringt;
hörst du mein frohes Lied denn nicht -
wie es vom Danken, Lieben singt?

...
102 Das letzte Hemd - prosaische Gedanken zum Jahreswechsel
Vorschautext:
Von mir an mich zum neuen Jahr. Trenn dich

… von der kitschigen Blumenvase, die du schon seit
Jahrzehnten mit Abscheu betrachtest, lass sie fallen,
Tante Erna lebt nicht mehr.

… von schweren Gedanken, schreib sie auf einen
Zettel, zerreiß ihn, wirf die Schnipsel in die Luft,
der Wind wirbelt sie durcheinander, sie kehren
leichter zu dir zurück.

… von Erinnerungen an eine verflossene Freundin,
...
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