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Gedichte über Humor - Seite 930


Vierzeilermix

Weinbergschnecke (1)

Die Weinbergschnecke zirpt so leise,
wie’s sonst kein zweiter Vogel tut.
So stört sie mich in keiner Weise.
Ich finde dies Verhalten gut.

Kriechender Günsel (2)

Ein Günsel kriecht mit letzter Kraft,
gebremst in seiner Leidenschaft
zu einer Günselin
hin.

Hahnenfußverstauchung (3)

Ein Hahnenfuß verstaucht sich ihn,
ist also in sich selbst geknickt,
verdreht und irgendwie auch hin.
Das Ganze war sehr ungeschickt.

Kleiderbürsten sind verräterisch (4)

Frau Gruber weiß, dass Kleiderbürsten
nach sehr intimem Wissen dürsten.
Und richtig, in den Borsten hängt,
was zu gewissen Fragen drängt.

Chanel (5)

Wer in die Jauchengrube fällt,
der kriecht heraus, jedoch er hält
Urin vom kränklichen Kamel
für Nummer fünf wohl von Chanel.

13 (6)

Ein Vogel, wohl ein rabener,
fliegt hinter vierzehn Knaben her.
Es sind zwar dreizehn Knaber,
doch glaubt der Rabe aber.

Redlich (7)

Hier ruht in Frieden Gustav Schuster,
er war an Redlichkeit ein Muster.
Frau Schuster, deren Leben er
beendete, liegt nebenher.

Butterbrot macht manchmal tot (8)

Hier ruht in Frieden Konrad Krause.
Er aß ein Butterbrot zur Jause,
das man ihm hintertückisch schmierte,
worauf er kurz darauf krepierte.

Der Psychoanalyse Hintergrund (9)

Sigmund Freud braucht dringend Zaster,
so benutzt er schlau sein Laster,
Traum und Sonstiges zu deuten,
um die Kundschaft auszubeuten.

Kantwürste (10)

Die Kantwurst ist dem Quader gleich,
man isst sie gern in Österreich.
Man huldigt Kant und sagt euphorisch,
das Würstchen schmeckt – ganz kategorisch.

Mischwald (11)

Der Blitz mach zisch, der Donner wumm,
die Fichte fällt getroffen um.
Naturbewusst springt eine Esche,
den Mischwald fördernd in die Bresche.

Langweilig (12)

Ein Schmetterling verhängte sich
im Spinnennetz – die Zeit verstrich,
die Spinne zeigte keine Eile,
der Falter starb an Langeweile.

Interpretationen (13)

Die Jugendleiden des Herrn Werther
sind ziemlich hart. Als vielfach härter
erweist sich dann das Nachbetrachten
durch arme Schüler aus der Achten.

Atheist Mesner (14)

Herr Gottlieb Mesner, Atheist,
in Kirchental geboren, ist
erstaunt, warum bei Maiandachten
ihn manche Menschen schräg betrachten.

Schierlingsbecher (15)

Herr Huber war gewiss kein Gierling
und dennoch trank er Saft vom Schierling.
Warum, das weiß heut niemand richtig,
denn Huber war ja erdenflüchtig.

Diogenes (16)

Diogenes war tonnenhäusig,
ein bisschen schmutzig, mäßig läusig,
benahm sich wie ein Straßenhund
und tat sehr viel an Weisheit kund.

Narkosearzt (17)

Narkoseärzte sind zwar wichtig,
wer jedoch vermag sie richtig
zu bezeichnen? Nun, hier steht es
um den Unästheten geht es.

Lesegenuss (18)

Ich lese ganz aus freien Stücken
von Büchern nur die Schrift vom Rücken,
und lass mich auch von keinem zwingen,
zur Umschlagklappe vorzudringen.

Kein Geräteschaden (19)

Ein Stethoskop ist sehr robust,
das ist es, was du wissen musst.
Wenn dumpfes Pochen jäh vergeht,
dann liegt es nicht am Horchgerät.

Astronomie (20)

Es mehren sich die Zeichen, dass
die Erde ohne Unterlass
sich um die Sonne dreht, das stört
noch immer welche, wie man hört.

Inkontinental (21)

Inselbewohner sind erdteilgetrennt,
fachsprachlich umgemünzt inkontinent.
Kontinentale im täglichen Leben
sind nicht von ständiger Nässe umgeben.

Dachverarztung (22)

Im Sportteil liest man allerhand
und oft sogar vom Dachverband.
Man wundert sich, wie leicht verletzlich
ein Dach ist – irgendwie entsetzlich.

Hypochonder (23)

Verzweifelt ist der Hypochonder,
kein Schmerz, kein Brennen, Stechen von der
geplagten Schläfe bis zum Bein.
Es wird doch wohl nichts Ernstes sein?

Schlaflosigkeit (24)

Ich zähl bis tausend, Schaf für Schaf,
und finde trotzdem keinen Schlaf,
ja, lautes Blöken hier im Zimmer
macht meine Insomnie noch schlimmer.

Sonderangebot (25)

Ein Hund verstarb im Feinkostladen,
am nächsten Tag, da gab’s Rouladen
zum Sonderpreis für alle Kunden.
Der Hund war unbemerkt verschwunden.

Komprimiert (26)

Dass in der Kürze Würze liegt,
glaubt Eintagsfliege Annelies.
Sie frönt der holden Liebe, fliegt
Im Anschluss dran ins Paradies.

Gut vorbereitet (27)

Hier liegt Hans Ferdinand Prohaska,
dem Frost erlegen in Alaska.
Er freut sich hier in tiefer Schicht
- schon aufgetaut - aufs Jüngstgericht.

Hinkender Vergleich (28)

Es stieß im Großhirn ein Vergleich
mit voller Wucht ans Über-Ich.
Das ist an keiner Stelle weich,
drum hinkt er manchmal fürchterlich.

Ziesellyrik (29)

Im Spaltungswahn vermeint ein Ziesel,
es wär ein morgensternsches Wiesel.
Das Kieselsitzen ist beschwerlich,
doch ist das Ziesel reimbegehrlich.

Ländlich (30)

Ackergäule der Vogesen
können keinen Stadtplan lesen,
irgendwie ja auch verständlich,
denn die Gegend dort ist ländlich.

Paradiesisch (31)

Ein Löwe liegt im Paradiese
zum Sonnenbad auf einer Wiese.
Die ist zugleich sein Speiseplan,
denn damals war der Leu vegan.

Nicht trickreich genug (32)

Ein Fuchs ist ungewöhnlich schlau,
doch Zwirn einfädeln drin ihm Bau
gelingt dem Listenreichen nicht.
Wahrscheinlich liegt’s am schlechten Licht.

Streichquartett (33)

Wenn ich ein Wort zu sagen hätt‘,
begrenzte ich ein Streichquartett
auf drei, die mit den Bögen streichen.
Ich glaube fest, das würde reichen.

Kreuzzug (34)

Verbittert sitzt Madame Renate
in ihrer kalten Kemenate.
Ihr Gatte bringt fürs Christentum
im Morgenland Muslime um.



Sparsam (34)

Hier ruht in Frieden Schmied Helene
mit Abzug ihrer dritten Zähne.
Diese trägt nun Heinz, ihr Mann,
der eigne sich nicht leisten kann.

Grabsteinwerbung (35)

Den Hinterbliebenen zum Trost
verrottet hier zu Feinkompost
der Gärtnermeister Udo Jünger,
in spe Ihr nächster Blumendünger.

Unbedacht (36)

Tischler haben neun, oft acht
Finger nur, doch unbedacht
wär es, sich durch Amputieren
in die Innung einzuführen.

Interne Skizzen (37)

Freizeitkünstler Karl-Heinz Gasser
skizzierte Fische unter Wasser.
Einmal tat er es mit Haien,
in diesen dann mit Innereien.

Nur bedingt geeignet (38)

Bisons passen schlecht in Töpfe,
blühen kaum, auch wenn man düngt.
Auch die Düfte der Geschöpfe
luftverbessern nur bedingt.

Karbunkel (39)

Ich verband das Wort Karbunkel
mit Kristallen und Gefunkel,
Heut ist anders, denn ich weiß,
glanzlos sitzt das Ding am Steiß.

Unschuldsverlust (40)

Adam hatte, wie wir wissen,
einen Apfel angebissen.
Nackig war er, sah er plötzlich,
Eva auch, für ihn ergötzlich.

Feenhaft (41)

Das Einhorn formt sich aus dem Äther
und treibt das Böse in die Enge,
bestraft gerecht den Übeltäter,
doch kotet es auch jede Menge.

Salmoniden (42)

Lachse schmecken köstlich, hellen
deine Miene sicher auf.
Ihre Jungen, Salmonellen,
fördern deinen Örtchen-Lauf.

Über die Heiterkeit des Maulwurfs (43)

Der Lerche Horizont reicht weiter
als eines Maulwurfs freie Sicht.
So wirkt der Vogel meistens heiter,
der Schwarzpelz aber meistens nicht.

Im rechten Licht (44)

Wer angibt, der hat mehr vom Leben,
verwerflich ist Bescheidenheit.
Man rankt am Schein sich hoch, wie Reben,
das Sein allein bringt keinen weit.

Bevorzugung (45)

Gott sprach biblisches Hebräisch,
und später dann Arabisch auch.
Sein Sohn verstand auch Aramäisch,
warum war Deutsch nicht in Gebrauch?

Sommersprossen (46)

Im Winter haben Sommersprossen
so manches Mädchen schon verdrossen.
Im Sommer tun sie dieses auch,
doch gelten Tupfen da als Brauch.

Naturwunder (47)

Nur ungern zeugt das Stachelschwein,
zu schmerzhaft ist die Prozedur,
und trotzdem stellt sich Nachwuchs ein.
Ein echtes Wunder der Natur.
Napoleon (48)

Napoleon gilt heutzutage
als eine Säule der Geschichte,
doch wäre er, wohl keine Frage,
ein Fall für strafende Gerichte.

Unpassend (49)

Das Bild fällt etwas aus dem Rahmen,
so denkt der Maler, tauscht es aus.
Es zeigte nur drei junge Damen,
bekleidet aber – welch ein Graus.

Reform (50)

Erst wenn die Päpstin Henriette
mit ihrem Mann im Ehebette
vom Elternsprechtag redet, dann
fängt Rom ein neues Leben an.
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Ach du dickes Ei

Mancher glaubt, dass ein dickes Ei
auch immer eine dicke Landfrau sei.
Sie würde von der Feldarbeit hinken
und durch die Stallarbeit stinken.
Dabei, es kann jeder selber schauen,
in der Stadt gibt’s viele dicke Frauen.

Mit ner Putze für den Wohnungskleister,
für den Rest nen Hochhausmeister.
Sie schwitzen meist trotz Bluse und Rock
beim Aufstieg in den ersten Stock.
Die Badewanne ist lang und schmal,
da wird das Schwimmen schnell zur Qual.

Wenn sie mit Einkauf nach Hause traben,
sind im Kartoffelsack ein Pärchen Schaben.
Kornkäfer nagen an den Fertigsuppentüten,
die sie immer noch wie ihre Schätze hüten.
Überall gibt’ s Automaten für Liebesanger,
doch manche sind jedes Jahr schwanger.

Anstelle von Schaf, Rind und Schwein
müssen es Schlangen, Ratten, Mäuse sein.
Dazu noch verfilzte Langhaarkatzen,
die Türen und Tapeten zerkratzen.
Aber auch so mancher Riesenhund
verfrisst unnütz sein tägliches Pfund.

Bei spitzen, rot lackierten Krallen
entbehrt sie, was zu Boden gefallen.
Ihre Muskeln sind lange verschrumpelt,
deshalb sie auch beim Schlafen humpelt.
Um ihre Reisekoffer zu tragen,
muss sie stets den Nachbarn fragen.

Ihre Männer lenkten stets allein,
drum hat sie keinen Führerschein.
Fliegt sie in manch südliches Badeland,
liegt sie dort wie ein Stein am Strand.
Die Männer, die dort suchend schreiten,
wollen nicht die dicken, breiten.

Und bleiben sie tatsächlich stehen,
können sie die Krampfadern sehen.
Hühner, Schweine und auch Kühe
kennt sie noch von der Tütenbrühe.
Die Landfrau ist stabil gebaut,
damit sie nicht ein Kerl umhaut.




Wobei sie gern in’ s Heu mal kriecht
und hinterher wie eine Wiese riecht.
Und sie schläft nachts sowieso
im Bett auf einem Sack voll Stroh.
Milben und was sonst noch rennt,
beim Wechseln dann im Feuer brennt.

Als der Landfrauen Kochkesseltest
gibt es jedes Jahr ein Schlachtefest.
Schweine, Schafe und auch Ziegen
in Gunst und Schlachtung vorne liegen.
Bei Kesselwurst, Eisbein und Brühe
danken wir der Landfrau für die Mühe.

29.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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