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Gedichte über das Leben - Seite 1693


Das Ovulum

Busch und Zille haben lange gefeilt,
ehe ihnen der perfekte Text enteilt.
Ich will mich mit ihnen nicht vergleichen,
könnte nicht einmal das Wasser reichen.
Doch ich habe dafür reichlich Zeit,
um zu dichten lang und breit.
Und mit stumpfen Bleistiftminen
muss ich nicht mein Geld verdienen.

Für mich ist´ s Hobby oder Spaß
euch zu erzählen, was ich las.
Ich muss als Vorteil nicht radieren
und neuen Text darüber schmieren.
So wie es aus den Fingern hastet
wird´ s im Computer eingetastet,
bildet wort- und zeilenweise Seiten,
die dann automatisch weiter gleiten.

Die Rechtschreibung wird überwacht
und so das Dichten leicht gemacht.
Fehlt ein Reimwort mir zur Pein
schalt ich nur die „Hilfe“ ein.
Sie zeigt mir gleich am Bildschirmrand
Wörter, die noch unbekannt,
oder die wir längst vergessen,
und die nur der Duden noch besessen.

Schon hab ich die Qual der Wahl,
denn groß ist dort die Wörterzahl.
In Deutsch, in Englisch und Latein
reihen sich die Wörter fein.
So finde ich unter dem „Reimwort“
auch den seltenen Begriff „Reimport“.
Erst dachte ich, ein Punkt zum Reimen,
doch man wollte mich nur leimen.

Denn es handelt sich bei diesem Wort
um die Rückführung zum alten Ort.
Um die Probleme zu erkennen,
möchte ich euch ein Beispiel nennen.
Ein kurzes Wort ist doch das Ei,
drum nimmt man es für Vielerlei.
Doch für den Rohrdommelsänger
brauchte ich es etwas länger,

Als Suchtext gab ich „Ei“ nur ein,
das Ergebnis war zum Schrei` n.
Dick und dünn und beides stumm
stand dort lateinisch „Ovulum“.
Erstaunt und ohne Schranken
machte ich mir da Gedanken.
Es gibt denglisch, manchmal sehr peinlich,
warum dann nicht auch delateinisch?

Nehmt es mir nicht krumm,
ich versuche es mal mit dem Ovulum.
Die erste Wortverbindung ist normal,
denn im Rätsel heißt eirund stets „oval“.
Doch zusammengesetzt, als „Osterovulum“,
find ich dieses Wort zu dumm.
Mancher es vielleicht noch mag,
denn es klingt nach Feiertag.

Und als Schimpfwort „Du altes Ovulum“
nimmt es nicht mal einer krumm.
Weil er denkt, das ist was Feines,
dabei ist es was gemeines.
Ein altes Ei, das weiß ein jeder
stinkt wie verfaulte Hühnerfeder.
Das Rührovulum vielleicht Ersparnis bringt,
weil es sehr nach Technik klingt.

Das Spiegelovulum würde die Hausfrau nutzen,
um blindes Glas damit zu putzen.
Gekochtes Ovulum nach Eintopf riecht,
der förmlich in die Nase kriecht.
3-Minuten-Ovulum beim Schicki-Micki
ergäbe im Fahrstuhl dann ein Quicki.
Gefärbtes Ovulum wäre als Malheur
ein grünes Toupè bei dem Friseur.

Das Sitzovulum als Toilette erkannt
würde aus dem Wohnzimmer verbannt.
Ein Solovulum laut hörbar ist
im Orchester beim Paukist.
Das Saurierovulum wäre krumm gebogen,
käm bei Gefahr als Schwanz geflogen.
Das Vogelovulum würde sicher zum Schnabel
eines Vogels aus der Fabel.

Das Fischovulum könnten viele gleich
als Köder halten für den Teich.
Und ein schönes Ovulumweiß
malt an die Decke man mit Schweiß.
Nur das Kinder-Überraschungsovulum
nähm der Mann als Pille mit viel Mumm.
Das alles könnte manchen Ärger bereiten
in unseren hektischen schnellen Zeiten.

Drum denglisch und delateinisch schnell vergessen
und das Ei auch als Ei nur essen.

24.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Die Tür

Der sterbende Gott. Er hat sich seine eigene Welt
geschaffen. Eine Welt mit Feen, Zauberern und
Prinzen. Eine Welt ohne Neid, ohne Lüge, ohne
Armut. Er hat gelebt wie ein Clown. Und ließ
die Menschen lachen. Über das Unmögliche das
möglich ist. Über das Paradies: „Mit einem
Kopfstand! Mit einem Purzelbaum! Mit einer
Umarmung!“ Und die Menschen applaudierten!
Dem Clown, dem alles gelang. Und der sterbende
Gott lächelte. Über den Clown in jedem Mensch.
Wenn es Ihm klar wird: "Die Welt ist ein Zirkus!
Und jeder kann ein Gott, ein Clown, ein Künstler
sein!"


Der sterbende Gott. Er hat sich seine eigene Welt
geschaffen. Eine Welt mit Engeln, mit Abenteurern,
mit Spielern, mit Künstlern! Er hat gelebt wie
ein Träumer! Und ließ die Menschen denken:
„Über das Unmögliche das möglich ist!“ Über
das Paradies: „Mit sprechenden Steinen! Mit
tanzenden Sternen! Mit singenden Wolken!“ Und
die Menschen applaudierten. Dem Träumer, dem
alles gelang. Und der sterbende Gott lächelte.
Über den Träumer in jedem Mensch. Wenn es
Ihm klar wird. Die Welt ist ein Zirkus. Und jeder
kann ein König, ein Philosoph, ein Wunder sein.


Der sterbende Gott. Er hat sich seine eigene Welt
geschaffen. Er hat Kuchen gebacken, wenn andere
Atombomben bauten. Er hat Witze erzählt, wenn
andere an Karriere dachten. Er hat ein Lied
gesungen, wenn andere nur Macht wollten. Der
sterbende Gott: „Die Heimat seiner Ideen waren
Blumen! Die Heimat seiner Feste waren Reisen!
Die Heimat seiner Schritte waren Paradiese!“
Und er wusste: „Es ist Mut, wenn einem Flügel
wachsen! Es ist Kraft, wenn die Gedanken
lebendig werden! Es ist Macht, wenn Du nicht
aufgibst! Es ist Liebe, wenn die Welt alles hat!“


Klaus Lutz
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