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Gedichte über Eifersucht - Seite 22


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Das Heckenschneiden

Im sonnigen Herbst, das ist wohl ganz klar,
wird die Hecke geschnitten jedes Jahr.
Sie wächst sonst zum Himmel voller Stolz;
und unten ist nichts mehr als pures Holz.

Das ist was für Männer aus Tradition;
das macht unser Opa seit Jahren schon.
Der ist noch ganz rüstig und steigt auf die Leiter
bewaffnet mit Heckenschere, Schnaps u.s.w.

So schneidet er kraftvoll ohn‘ Rast und ohn‘ Ruh‘,
am Fenster steht Oma und schaut dabei zu.
Sie ist voller Stolz noch auf ihren Mann,
was der in dem Alter noch alles kann.

Doch plötzlich bekommt dieser `ne Gänsehaut
als er in des Nachbars Garten schaut.
Da liegt doch ein Mädchen – da ist er ganz platt,
so wie der Herrgott sie erschaffen hat.

Jetzt läuft’s ihm ganz eiskalt über den Rücken
und starrt sie an – ganz voll Entzücken.
Die macht sich nichts draus, das ist ja der Clou,
und Opa bekommt den Mund nicht mehr zu.

Die Oma, die ganz wachsam zur Kenntnis nimmt,
dass hier offensichtlich etwas nicht stimmt.
Und weil typisch als Frau sie zur Eifersucht neigt,
vorsorglich selbst auf die Leiter steigt.

Jetzt trifft sie der Schlag, - das ist nicht gelogen,
sie währe beinahe von der Leiter geflogen.
„Du Wüstling“, sagt sie, „ich bring dich auf Trab,
steig‘ sofort von dieser Leiter hinab!“

Nun konnte der Opa aber etwas erleben,
das hat es in seinem Leben noch nie gegeben.
„Dass du dich nicht schämst du lüsterner Sack,
mach, dass du ins Haus gehst, aber zack zack!“

Die Oma, die hat ihn schon kräftig vergattert,
der grinst in sich hinein, als wär‘ er verdattert.
Denn alles hat auch seine guten Seiten:
Jetzt muss die Oma die Hecke schneiden!
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Carmen

In einem großen Opernhaus,
da wollt' man "Carmen" geben.
Es spielt' der Marco Don José
und Carmen, Carmen eben.
Doch Jonathan, Carmens Ehegatte,
nur die Zweitbesetzung innehatte.

So sah Jonathan erzürnt
wie Carmen ließ die Reize spielen,
um ganz in echt, nicht nur im Spiel,
den Marco zu verführen.

Als dann der Tag der Tage kam
das Stück auf die Bühn' zu bringen,
ging Jonathan zur Garderob',
um zu wünschen Carmen gut's Gelingen.

Doch ach! Oh weh! Der Schreck war groß,
denn Carmen saß nackt auf Marcos Schoß,
rittlings und stöhnend voller Lust!
Jonathan floh voll Zorn und Frust.

Den Vorhang auf, das Spiel beginnt!
Carmen, feurig, dass es den Atem nimmt
und Don José, der arme Tor,
wenn sie dich liebt, ja sieh dich vor!

Als es nach der Pause weitergeht,
Don José plötzlich 'ne Maske trägt.
Das Publikum sagt sich: "Er ist jetzt vogelfrei!",
und denkt sich weiter nichts dabei.

Auch Carmen merkt, dass 'was nicht stimmt,
doch macht sie tapfer weiter.
Ach, wär' sie, als sie konnt', getürmt,
das wäre wohl gescheiter!
Doch so nahm das Unheil seinen Lauf
und keiner konnt' es halten auf.

Der letzte Akt, es kommt zum großen Streiten,
viel wilder, leidenschaftlicher
als sonst, keiner wagt es
einzuschreiten.

Es ist ein Duett auf Leben und Tod,
man sieht die Klinge blitzen,
der Atem stockt, das Blut ist rot,
dann sieht man Carmen stürzen.
Im Fallen reißt sie ihm die Maske vom Gesicht
und sieht sterbend ihrem Ehemann ins Angesicht.

Seine Worte verhalten in der Nacht:
"Ich habe meine Frau und ihren Liebsten umgebracht!
Ich kann es nicht verkraften,
jetzt könnt ihr mich verhaften!"
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