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Gedichte über Kindergedichte - Seite 16


Rumpelstilzchen

(Frei nach den Grimm Brothers)

Des Müllers Tochter, jung und herrlich,
war wunderbar wohl anzuseh´n.
Die Burschen fanden sie begehrlich
und wollten ihr den Kopf verdreh´n.

Der Müller aber hatte Pläne,
die hatte er schon lang´ gehegt.
Die waren hart, wie seine Zähne,
die er mit Sorgfalt stets gepflegt.

Die Tochter sollt´ am Hofe weilen,
vielleicht sogar als Königin!
Sollt´ nie der Armen Schicksal teilen,
so stand dem Müller oft der Sinn.

Und als der junge König freite,
da sprach er frei: „Mein Töchterlein,
bewahrt das Reich vor jeder Pleite,
aus Stroh spinnt Gold sie gut und fein!"

Nun war der König wohl gewogen,
lud sie gleich ein ins Königsschloss.
Hat sie ins Kämmerlein gezogen,
wo Stroh nur lag und mancher Spross.

„Hier spinne nun, sonst sollst du sterben,
verrät ihr nun der König hart.
Der nächste Morgen bringt Verderben,
steht mir nicht pures Gold parat.“

Die Türen schließt, das Mädchen traurig,
das nicht mehr weiß, wie ihr geschieht.
Von Ferne heult ein Käuzchen schaurig,
so etwas, wie ein Todeslied.

„Wie kann der Vater sowas sagen,“
schluchzt sie in Tränen aufgelöst.
Ins Dunkel klingt ihr wehes Klagen,
wo mancher Geist und Gnom schon döst.

Mit einem Mal steht in der Kammer,
ein garstig, altes Männlein nun.
„Was soll dein lauter Katzenjammer,
ach, sagt mir nur, was soll ich tun?“

„Der König gab mir Stroh zu spinnen
und morgen schon, da will er Gold!
Ich weiß nicht wie, kann nicht beginnen,
die Alchemie ist mir nicht hold!"

Das Männlein grinst und schaut verlegen.
„Ich spinn für dich, du schönes Kind,
Dein Halsband wäre mir ein Segen,
gibst du, der Zauber gleich beginnt!“

Die Müllertochter gibt ihm gerne,
der ihr das Leben vielleicht schenkt.
Dann schaut sie hoch, ins Reich der Sterne,
wo sie mit Schrecken weiter denkt.

Schnurstracks und dreimal nur gezogen,
das Stroh sich nun zu Golde spinnt.
Manch alte Spule schon verbogen,
die gleich an Form und Wert gewinnt.

Am Morgen ist das Stroh versponnen,
der König voller Freude staunt.
„Nun hat das Glück für uns begonnen,“
verkündet er gleich frohgelaunt.

Die Gier im Geiste ist ihm groß,
so spricht zum Müller er erfreut,
„Dein Töchterlein, ist wie ein Los,
des Glückes, das heut´ Nacht erneut.

So soll sie mir das Stroh nun spinnen,
das sich mein Reichtum nochmals mehrt.
Um Mitternacht darf sie beginnen,
kein Päuschen sei ihr dann gewährt!“

Und wieder sitzt in großer Kammer,
des Müllers Tochter in der Nacht,
Gar kläglich klingt auf´s Neu ihr Jammer,
der manche Geister schlaflos macht.

Schon steht das Männlein, da im Scheine,
der durch viel Kerzenlicht erstrahlt.
„Mein Kind, was gibt’s du mir alleine.
wenn wieder Gold für dich erstrahlt!“

„Dann sollst du meinen Ring hier haben,“
sie zeigt dem Männlein ihren Schmuck.
Und lacht ihn aus den alten Knaben,
der sich nun gibt den nächsten Ruck.

Kreuzquer und dreimal schon verbogen,
er wieder Stroh zu Gold nun spinnt.
Manch krumme Spule aufgezogen,
das gleiche Spiel auf´s Neu beginnt.

Am Morgen ist das Stroh gesponnen,
der König nun vor Freude hüpft.
„Die Beste bist du,“ sagt er ganz versonnen,
der erste, zarte Bande knüpft.

„Ein drittes Mal, so sollst du Mädchen,
mir nochmals spinnen Stroh zu Gold,
die größte Kammer, hier im Städtchen,
die hab ich nur für dich gewollt!“

So sitzt die Gute in der Kammer,
schon wieder nun zur Mitternacht
und wieder klingt ihr lauter Jammer.
„Ich hab´ noch niemals Gold gemacht!“

Schon steht das Männlein da im Lichte,
das nun vom fahlen Monde fällt.
Ein Zaudern steht ihm zu Gesichte,
sein Lachen sich im Nu erhellt!

„Da bin ich um dir Gold zu spinnen,
wohl heute Nacht zum letzten Mal.
Was gibst du mir, soll mir verrinnen,
die Nacht noch einmal voller Qual?"

„Nichts kann ich dir für heute geben,
du nahmst das Halsband und den Ring,
Ich kann dir schenken nur mein Leben,
an dem fürwahr ich niemals hing!“

„Behalte es, das Männlein schlucket,
ch gebt mir erstes Kindelein!“
Und wie sie auf das Stroh so gucket,
spinnt er schon Fäden, golden fein.

Der teuflisch Pakt, er scheint besiegelt,
das Männlein spinnt die ganze Nacht
und als die Kammer ist entriegelt,
ward alles Stroh, zu Gold gemacht!

Der König froh, die Tochter sehnend,
so nimmt er sie alsbald zur Frau.
Sich wohl im großen Glücke wähnend,
da er als König, wirklich schlau.

Und da die Liebe nun auch brennet,
die Königin ein Kind bekommt.
Das sie mit Namen "Sarah" nennet,
schon steht das Männlein, da gar prompt.

„Nun will ich euer Kind mir holen,
das ihr dereinst des Nachts verspracht.
Ich schlich herum auf leisen Sohlen,
damit den Pakt, ihr niemals bracht!

So gebt das Kind, ihr müsst bezahlen,
den Preis mir nun, für eure Schuld!“
Man hört schon seinen Kiefer mahlen,
voll Argwohn und voll Ungeduld.

Ihr könnt die Tochter mir nicht nehmen,
die Königin kämpft wohl bis zuletzt.
Das Männlein tut sich furcht bar grämen,
den Mantel er vor Wut zerfetzt.

„Oh kannst du meinen Namen nennen,
in dritter Folge, will ich ruh´n.
Brauchst dich vom Kinde dann nicht trennen,
du dummes, altes Gackerhuhn!"

„Ach magst du vielleicht Udo heißen,
gar Konrad, Willi, Isidor.
Das Mannlein, mit dem Haar, dem weißen.
„So heiß ich niocht ich armer Tor!

Ich komme morgen Nacht dann wieder
und frage dich zur Geisterstund´.
nach meinem Namen wohl und bieder,
wohl unter all der Sterne Grund!"

Die Königin schickt hundert Mannen,
zu hören wie der Männer Klang.
Schon reiten beherzt von dannen,
der Königin ums Herz wird bang.

DDDie zweite Nacht, die selben Spiele,
das Männlein stapft mit festem Fuß.
„ Es gibt der Namen, gar so viele,
so sag mir meinen nun zum Gruß!"

„Magst du als Paul, dich wohl bekennen,
als Gollum und als Schnabelhans.
Mag man als Tunichtgut dich kennen?"
Das Männlein macht nhun großen Tanz.

„Oh nein, oh nein, so heiß ich nicht,
so lass dich mir´s nicht sagen.
Du dummes,altes, Mondgesicht,
gar traurig dein Betragen!

Kannst du meinen Namen nennen,
nicht morgen in derselben Stund´,
musst du dich von dem Kindlein trennen,
weil töricht ist des Menschen Grund“

Am Morgen kommt ein schwarzer Reiter,
mit Nachricht für die Königin.
„Ein Männlein sprach er tanzte heiter
und sprach manch Worte ohne Sinn.

Rief heute back ich, morgen brau ich,
hol übermorgen mir das Kind.
Das war ein purer Schrecken, grauslich,
wie furchtbar manche Männlein sind!"

Dann sprach er: „ Ach, das niemand weiß,
so wohlgemach bei allen Nöten,
das ich nun Rumpelstilzchen heiß,
das mag kein einzig Vöglein flöten!"

„Ach. Rumpelstilzchen, ist sein Name!"
Die Königin vor Glück berauscht
und hofft, dass Gott sich ihr erbarme,
auch wenn sie ihn oft ausgetauscht.

Und als das Männlein steht zur Stunde,
wo Mitternacht sich gerad´ entfacht.
Da bellen leis´ des Königs Hunde,
die Königin voll Freude lacht.

„Wie heiß ich wohl zum letzten Male,
stell ich die Frage nun hier an.
Dann Müllerkind, den Lohn mir zahle.
den unser Handel einst ersann!"

Die Königin, sie will sinnieren:
„Ich glaub du heißt gar Kunibert,
vielleicht auch Max, klingt Stimmvibrieren,
vielleicht auch Otto, oder Gert."

„Nichts ist hier wahr, das Männlein fauchet,
du kennst nun meinen Namen nicht!"
Sein karges, graues Köpfchen rauchet,
als Königin noch einmal spricht.

„Vielleicht magst Willehad, du heißen,
auch Rumpelstilzchen klingt nicht schlecht!“
Da donnert es, aus Nebel weißen,
das Männlein keift mit letztem Recht.

„Das hat der Pfarrer dir gemunkelt,
das hat der Satan dir gesagt.
Das hat ein Dämon dir gefunkelt,
das hat der Teufel nur gewagt!"

Schon reißt es ihn nun in der Mitten,
entzwei, das Männlein ist nicht mehr.
So ließ das Ende sich nicht bitten,
zwei Hälften bleiben, kalt und leer.

Nun endet wieder, hier ein Märchen,
das manchem Kinde ward erzählt.
Es sträuben sich so manche Härchen,
wo uns derweil ein Alptraum quält!

© Hansjürgen Katzer, Januar 2012
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Die Bremer Stadtmusikanten

(frei nach den Grimm Brothers)

Ein Esel ging auf Wanderschaft,
weil Nachts der Mond ihm deute,
das ihn sein Herr mit Leidenschaft,
das graue Fell bald häute.

Gar viele Jahre trug er still,
des Herren Korn in Säcken.
Da Esel noch nicht sterben will,
muss er sich nun verstecken.

Iaah, so klingt sein traurig Lied,
dass er bekümmert singet.
Sein Sinnen in die Ferne zieht,
das ihm ein Glück noch bringet.

Am Abend traf er auf den Hund,
der bellte gottergeben,
die Pfoten wohl vom Laufen wund
und hungrig noch nach Leben.

Der diente einst dem Jägersmann,
fand jede Spur und Fährte,
auch wenn er leider dann und wann,
die Beute selbst begehrte.

So jagte ihn der Jäger fort,
mit Schimpf´ und großer Schande.
Verbannte ihn von Heim und Ort,
in unbekannte Lande.

Die Welt allein ist gar nicht schlecht,
mag uns manch Kummer nehmen.
Sprach so der Esel: Ist dir´s recht,
so komm mit mir nach Bremen!

Gar friedlich sah in dieser Nacht,
die Beiden man nun träumen,
der Mond beschien die zwei ganz sacht,
wohl unter alten Bäumen.

Am nächsten Tag im Morgengrau
hört man ein musizieren:
Iaah - wauwau - iaah - wauwau,
so klingt ihr Stimmvibrieren.

Im nächsten Dorf ein Kater weilt,
trug Beulen auf dem Schopfe.
Der war ´ner Witwe gerad´ enteilt,
die schlug ihm auf den Kopfe.

Nun hockt er da, der Mausetod,
der manche Maus vernaschte,
blickt müde in das Sonnenrot,
wo er nach Motten haschte.

Doch die sind schnell und viel zu schlau
und fliegen bald von dannen.
Der Kater maunzt: Miau - miau,
sehnt sich nach Speck aus Pfannen.

Komm mit du altes Graugesicht,
bewegt die flinken Tatzen.
Hier hält dich nichts, du schwarzer Wicht.
wo deine Krallen kratzen.

Komm mit uns in das große Glück,
das wenige nur kennen.
Was hält dich Kater noch zurück?
Woll´n Musikant uns nennen.

Und so schloss sich der Kater an,
ging mit auf große Reise.
Des Nachts schlief man im dunk´len Tann,
der Esel schnarchte leise.

Dann kam der nächste Morgen schon,
die drei in Freud´ erwachten,
da traf sie ungemach ein Ton,
dass sie sich Sorgen machten.

So helft mir aus der Suppe nur,
die Dienstmagd ist im Wahne.
die will mich schlachten, ist da stur,
entfährt´s dem alten Hahne.

Der Esel lacht, der Jagdhund jault,
schweigt still, nichts wird passieren.
Der Kater sich das Fell noch krault:
Kannst prima musizieren!

Dein Kikriki hat noch gefehlt
jetzt sind wir sehr begehrlich.
Die grauen Stunden sind gezählt
und hier wird´s bald gefährlich.

Komm mit uns Hahn, die Zeit ist reif
du sollst dich nicht mehr grämen,
nun komm schon mit, sei nicht so steif,
denn unser Ziel heißt Bremen.

Und in der dritten Nacht da sah,
der Hund ein warmes Feuer.
Ein Räuberhaus, was dort geschah,
war ihnen nicht geheuer.

Der Räubertisch war reich gedeckt,
mit vielen guten Sachen.
Die hätten ihnen gut geschmeckt
und würden satt sie machen.

Und so berieten sich die vier,
die Räuber zu verjagen.
Zu essen Brot, zu trinken Bier,
für Seele, Leib und Magen.

Der Esel vor dem Fenster schon,
den Hund auf seinem Rücken.
Der Kater springt mit etwas Hohn,
auf Hund mit viel Entzücken.

Zu guter Letzt der Hahn nun fliegt,
dem Kater auf den Nacken.
Ob nun der Freunde Plan obsiegt,
die Räuber nun zu packen.

Iaah - iaah - wauwau - miau
kikiriki ihr Bösen!
So rufen sie durchs Nächtegrau.
Wir werden euch erlösen.

Nun müsst ihr sterben, Räuberpack,
nun geht´s euch an den Kragen.
Iaah - miau - wauwau im Sack,
wir werden euch erschlagen.

Die Räuber floh´n ob des Geschrei,
in aller Windeseile,
als ob´s der Klang des Teufels sei,
der sich im Schrecken teile.

Die Freunde aber lachten nur,
und speisten nun als Gäste.
Zusammen heißt ihr Treueschwur.
so schaffen wir das Beste!

Und weil es ihnen gut gefiel,
beschlossen sie zu bleiben.
Sie wähnten sich an ihrem Ziel
um Müßiggang zu treiben.

Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann hört man sie noch heute.
Mit Kikrikri - iaaah im Wind
wauwau - miau, als Beute.

© Hansjürgen Katzer, Januar 2012
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Tischlein deck dich

(Frei nach den Grimm Brothers)

Ein Mann der hatte einst drei Söhne,
die tranken einer Ziege Milch,
zu füttern sie, gab´s oft Gestöhne,
die Ziege war ein rechter Knilch.

Der Älteste führt sie zum Grasen,
an´s Kirchenspiel, wo die Rauke stand,
Hier gab es reichlich Kraut und Rasen,
was uns´re Ziege lecker fand.

Und als er fragt, ob diese satt,
schon führt nach Hause er nun diese,
da meckert die: „Ich mag kein Blatt!"
Drauf sperrt er sie in die Remise.

Und als der Vater, gottvergessen,
zu ihr am Abend nochmal spricht;
„Ach Ziege, reich gab es zu fressen!"
Das Tierchen nun die Stille bricht.

„Ach sag, wovon soll' ich denn satt sein?
sprang nur durch tiefe Gräbelein.
Sag kann man davon wirklich satt sein,
ich fand kein einzig´ Blättelein!"

Da flippt der Alte völlig aus,
ergreift die Knute nun vom Nagel,
jagt seinen Sohn zum Haus hinaus,
reibt ab ihn mit der Peitsche Hagel.

So, das er fleucht, das Weite sucht,
der Vater noch in tobend Grimmen,
den Sohn gar bitterlich verflucht,
wie konnte er ihn so verstimmen?

Am nächsten Tag, der gleiche Gang,
der zweite Sohn treibt nun die Ziege,
behände und am Friedhof lang,
damit sie nur das Beste kriege.

Und als er fragt, ob die Ziege satt,
schon führt nach Hause, er sie froh,
da meckert die: „Ich mag kein Blatt!"
Er sperrt sie ein, nun wohl im Stroh.

Und als der Vater pflichtversessen,
zu ihr am Abend launig spricht;
„Ach Zicklein reich hast du gefressen!"
Das Tier wieder in Meckern bricht.

„Sag wovon soll ich denn nun satt sein?
Sprang nur durch tiefe Bächelein.
Sag, kann man davon wirklich satt sein,
ich fand kein einzig´ Blättelein!"

Der Alte greift erneut zum Stock,
hebt ihn nun an mit heulend Schwingen.
Prügelt den Sohn im Morgenrock,
das mag ihm Tracht und Schmerzen bringen.

Der zweite Sohn verlässt das Haus´.
mit Wut und unter Schmerz und Tränen.
Der Alte stampft zur Stube raus,
um in der Kammer sich zu grämen.

Am nächsten Tag, erneut das Spiel,
der Jüngste hütet nun das Zicklein.
Er führt zum Pfarrhof, es ans Ziel,
wo Kräuter wachsen hell im Lichtschein.

Und als er fragt ob die Ziege satt,
sie fraß der Kräutern gar so viele,
da meckert die: „Ich mag kein Blatt!"
So sperrt er sie nun auf die Diele.

Und als der Vater unterdessen,
zu ihr am Abend wieder spricht;
„Ach Tier, gar reich gab es zu fressen!"
Die Ziege gleich das Schweigen bricht.

„Sag wovon soll ich denn wohl satt sein?
Sprang nur durch knorrig Ästelein.
Sag kann man davon wirklich satt sein,
ich fand kein einzig´ Blättelein!"

Da greift zum Gürtel, der Alte im Wahn
und schwingt ihn mit grimmendem Lärmen.
Dem Sohne zu zeigen, das er nichts getan
und ihm nun den Rücken zu wärmen.

So flüchtet nun auch der jüngste Sohn
und sucht seinen Weg in die Welt.
Die Ziege, die meckert im freudigen Ton,
was selbst dem Vater missfällt.

Nun treibt er die Ziege selbst zur Pfarrei,
damit sie nun Futter wohl findet.
Der Pfarrgarten blüht so bunt jetzt im Mai,
wo er, sie ans Gartentor bindet.

Und als er fragt ob die Ziege satt,
sie fraß von den Blumen gleich neune,
da meckert die: „Ich mag kein Blatt!"
So sperrt er sie ein in die Scheune.

Und als der Vater nachdem er gegessen,
zu ihr am Abend dann spricht;
„Ach Ziege so viel hast du heute gefressen!"
das Tier das Schweigen bricht.

„Sag mir wovon soll' ich denn wohl satt sein?
Sprang nur durch bunte Blümelein.
Sag kann man davon wirklich satt sein,
ich fand kein einzig´ Blättelein!"

Dies hört der Alte mit wachsendem Schauer,
was hat er den Söhnen im Zorn angedacht.
Die Ziege lag wohl mit dem Teufel auf Lauer,
und hatte den Alten zum Narren gemacht.

Er scherrt ihr das Fell und gerbt ihr das Leder,
die Ziege die schreit im Schmerz dieser Tracht,
So rennt gleich herbei, aus dem Dorfe ein Jeder
und schaut was der Alte schon wieder gemacht.

Der lebt nun in Trauer, die Ziege vertrieben,
dazu alle Söhne, von Hofe verjagt.
Nichts ist ihm vom seinem Leben geblieben,
so hockt er nun da, der sich bitter beklagt.

Wie ging es den Söhnen, die fanden Behagen,
in Handwerk und Arbeit, in Heimat und Stadt.
Die würden sich gerne mit ihn wohl vertragen,
der sie ohne Not, vertrieben einst hat.

Der älteste Sohn, der stattliche Heiner,
der war gar stets fleißig, an jeglichem Tag.
Der ging in die Lehre zu einem Schreiner,
weil Holzbearbeitung und tischlern ihm lag.

Und als die Lehre, wohl war bald zu Ende,
bekam er als Lohn, einen einzigen Tisch.
Der war ihm gedacht als edle Spende,
der war gar alt, schon nicht mehr ganz frisch.

Doch lag auf dem Tisch ein glücklicher Zauber,
denn wenn man nur Tischlein deck dich sprach,
stand bald das Essen, fein und sauber,
das seine Fläche, beinah´ brach.

Dann gab es nur die besten Speisen,
gab´s Kotelett, ja und Schweinebauch.
Und um es sich wohl zu beweisen,
von Nouvelle Cuisine, gar einen Hauch.

Auch Wein und Bier stand da im Becher
und manche gute Schinkenwurst.
So strafte Hunger keinen Zecher,
der sich betrank mit großem Durst.

Den Tisch wollt´ er zum Vater tragen,
der ihn dereinst so schändlich schalt.
Nun konnte man sich wohl vertragen,
nun da der Vater auch schon alt.

Zur Nacht kehrt er ins Gasthaus ein,
zu schlafen selig hier im Pfuhle.
Zu essen wagte hier kein Schwein,
im Bett sinkt er in tiefe Kuhle.

So sprach er: „Tischlein deck dich nun,"
lud ein, sie all´ des Wirtes Gäste.
Die griffen zu, wie´s Leute tun,
wenn´s gibt umsonst das Allerbeste!

So ward geschmaust, die halbe Nacht
und manches kühle Bier getrunken.
Des Tisches Mahl, war eine Pracht,
das hat dem Wirt ganz schön gestunken.

Wie gern er diesen Tisch doch hätt´,
sagt sich der Wirt und denkt an Tausch.
Die Gäste gingen bald zu Bett,
wohl manchen träfe schon der Rausch.

Und als der gute Heiner schlief,
da tauscht er aus, sein altes Tischchen,
kurz drauf´, er hoch zum Herrgott rief,
zu beten noch ein kleines bisschen.

Der Heiner merkt vom Tausche nichts,
es drängt ihn eilig nun nach Hause.
So wandert er dem angesichts,
drei tagelang, fast ohne Pause.

Am dritten Tag sieht er beglückt,
das Heim, wo er dereinst geboren,
der Vater ihn mit Freuden drückt,
den Sohn, den er schon fast verloren.

Und Abends dann zur Essenszeit,
soll sich das Tischlein wieder decken,
Mit guter, alter Herzlichkeit,
doch nichts gab es heut´, ums verrecken.

Der Paul, der war der zweite Sohn,
den einst, der Vater jagte fort.
Der fand beim Müller Brot und Lohn,
galt bald als stärkster Mann im Ort.

Und als die Lehrzeit war vorbei,
gab´s einen Esel zum Geschenk.
Das dieser wirklich kostbar sei,
sagt ihm der Müller zum Gedenk´.

Denn Paul, ach sagst du: „Bricklebrit,
so fällt das Gold aus ihm heraus.
Für wahr, das ist ein großer Hit,
so lebst du nun in Saus und Braus´!"

Jetzt will auch Paul nach Hause nun,
die Heimat er schon lang vermisst.
Dem Vater mag er wohl Buße tun,
wenn er die alte Zeit vergisst.

Der Goldesel versöhnt im Streit,
mit Reichtum nun, gar ohne Sorgen.
So wandert er voll Fröhlichkeit,
vergnügt und heiter durch den Morgen.

Am Abend kommt zum Gasthaus er,
wo damals auch Heiner, der Bruder war.
Der Esel trägt der Lasten schwer,
der müd´ und vollbeladen war.

Paul führt ihn schon zum Stall hinein,
dann ruft er: „Bricklebrit!"
Zehn Taler sollen Zahlung sein,
die nimmt er auch gleich mit.

Der Wirt sah dieses, denkt hurra,
schon wieder nur an Tausch,
verwickelt Paul mit viel Trara,
in einen langen Plausch.

Schenkt ein ihm Bier und noch mal Bier,
bis Paul gar doppelt sieht,
den Mond ganz hell, so um halb vier
und dann zu Bette zieht.

Das Grautier tauscht der Wirt nun aus,
mit arger Hinterlist.
Den Paul treibt´s geradewegs nach Haus´,
das er so lang vermisst.

Und als der Paul beweisen will,
das Grautier Taler bringt.
Da bleibt der Esel stur und still,
kein einzig´ Taler klingt.

Der Hans, der Jüngste froh und munter,
des Alten Lieblingssohn für wahr,
der kam bei einem Drechsler unter
und lernte drechseln Jahr um Jahr.

Und als die Zeit gekommen schien,
das er nun diesem nicht mehr diene,
ließ ihn der Meister weiterzieh´n
mit klagend schwerer Trauermiene.

Er gab ihm einen Sack zur Hand,
und drinnen lag ein Stock.
„Der hilft dir weiter mit Verstand
und prügelt manchen Rock.

Will gar an´s Leder dir ein Dieb,
sprich Knüppel aus dem Sack,
der Stock, ihm gleich den Rücken rieb
und prügelt alles Pack!"

So dankt der Hans, dann eilt er schon,
nach Hause heißt sein Ziel,
trägt auf dem Rücken Sack und Lohn.
Das Leben scheint ein Spiel!

Als er des Nachts beim Wirtshaus schellt,
wo gern der Wirt stets tauscht,
der alte Hund, des Wirtes bellt,
weil selig der berauscht.

Und weil der gar betrunken ist,
erzählt er manchen Schnack.
Auch Tisch und Esel nicht vergisst,
schon schielt er nach dem Sack.

Der Hans hört zu mit spitzem Ohr.
„Dich krieg ich schon, denkt er.
Die Gierigkeit, die dich erkor,
die lieb ich gar so sehr!"

Und als der Hans nun schlafen geht,
den Sack wohl bei dem Kopf,
der Wirt alsbald im Zimmer steht,
der arme, alte Tropf.

Schon springt der Knüppel aus dem Sack,
schlägt wild und willig drein.
Bald läuft von Schopf ihm blutend Lack,
das soll ihm Mahnung sein.

„Gibst du mir Tisch und Esel raus,
so hat der Knüppel Ruh´.
Dann hält er ein, wir geh´n nach Haus,
sonst schlägt er weiter zu!"

So zieht der Hans am nächsten Tag
mit Esel, Sack und Tisch.
und angelt weil er gerne mag,
sich fröhlich einen Fisch.

Und als er vor dem Hause steht,
dort wo der Vater wohnt.
Er gleich in dessen Stube geht,
den Vater reich belohnt.

Und auch die Brüder sind noch da,
empfangen gutes Wort.
Man lacht ob des was so geschah,
an ach, so manchem Ort.

Zu essen gab es reichlich nun,
auch Geld war immer da.
der Knüppel konnt´ im Sacke ruh´n,
bis er ´nen Räuber sah.

Die Ziege aber unterdess´,
ward nimmer mehr geschaut,
manch Nacht, da meckert sie noch kess,
das selbst dem Teufel graut!

© Hansjürgen Katzer, Januar 2012
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


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