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Gedichte über Humor - Seite 896


Frühjahrs-Graus

Der März schlägt aus, man sieht schon Sprossen,
zu lang der Winter uns verdrossen.
Die Vögel piepen bis zum Abend,
und Füchse, sich am Müllsack labend,
'ne heiße Füchsin suchen im Revier
zur Arterhaltung, so wie wir.

Der Jagdtrieb weckt nun auch die Katzen,
an denen Kater lüstern kratzen.
Die Mäuse wurden auch grad wach,
schon stellen ihnen Katzen nach:
Von früh bis spät sind auf der Hut
Familie Maus und ihre Brut.

Derweil der Maulwurf immer fleißig,
wirft Erd' auf Rasen, Beet und Reisig.
Natürlich sorgt er für Verdruß,
weil Papa wieder gärtnern muß.
Denn Mama mag es gar nicht leiden,
wenn Papa Arbeit will vermeiden.

Der März ist doch des Bauern Zeit,
wo dieser sich auf Aussaat freut.
Er zwar kein Rößlein mehr anspannt,
da er den Traktor einst erfand.
Das gilt für Vatern jedoch nicht,
weil dieser selbst im Erdreich mischt.

Hat nachher Blasen an der Hand
und kommt schnell zu Mama gerannt,
auf daß sie liebevoll ihn pflege.
Stattdessen bringt sie rasch die Säge,
weil an der schönen alten Linde
belästige Geäst die Rinde.

„Der Ast sollt' schon im Jänner weg.
Und bitte mach' mir keinen Dreck!‟
spricht Mama und ist schnell verschwunden –
ganz ungerührt von Papas Wunden.
Der knurrt und schnappt sich das Metall,
will bringen läst'gen Ast zu Fall.

Der fällt jedoch nicht gern allein –
auch Äste können listig sein:
Denn Vater mied den Weg zur Leiter,
weil Hocker nah – die Leiter weiter.
Ein alter Hochsitz aus 'ner Bar
müßt' standfest sein, das schien ihm klar!

Bestieg demnach den Tabouret
und tat dem armen Baume weh.
Er sägte das Gehölz entzwei,
alsbald erklang ein lauter Schrei.
Der Ast fiel ab zwar, aber locker
riß Säge er samt Paps vom Hocker.

Da liegen Säger nun und Säge,
der Hocker steht noch, aber schräge.
Der Ast ist weg, der Baum jetzt schmäler.
Das mit dem Hocker war ein Fehler –
Papa erkennt's und hört Gelache:
Es lacht der Baum – und das aus Rache.

Papa hofft nun auf Tee und Pflaster,
doch Muße sei Beginn der Laster –
so sieht es jedenfalls sein Weib:
Die Ruhe schlage auf den Leib.
Und Papas Bäuchlein, spottet sie,
verschwände ohne Arbeit nie.

So sorgt der März zwar für Entzücken,
doch hat er leider arge Tücken:
Denn wer am Garten sich erfreut,
hat dies zumeist schon früh bereut.
Weil, wer 'ne Frau bei sich zuhaus',
dem wird das Frühjahr schnell zum Graus.

Micha Schneider
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Der Drucker

Ein Gedicht schien den Stolz zu jucken,
deshalb wollte ich es schnell drucken.
Doch irgendetwas war heute verkehrt,
ich wurde dabei noch sehr arg belehrt.
Ich drückte auf die Taste sacht,
die Druckdatei ward aufgemacht.

Tiefe Stille herrschte im Raum,
die Festplatte drehte sich kaum.
Plötzlich schnellte in das Bild
ein fremdes englisches Fehlerschild.
Von dem, was dort geschrieben stand,
war mir nur das „Yes“ bekannt.

Also drückte ich den Cursor drauf
und das Schildchen gab es auf.
Dafür kam nun das Druckersymbol,
„Jetzt geht’ s los!“ dachte ich wohl.
Doch ich irrte jetzt in diesem Falle,
es kam die Meldung „Papier ist alle!“

Papier besorgt, gefächert, eingelegt,
den Cursor auf den Drucker bewegt.
„Jetzt geht’ s los!“ dachte ich erneut,
doch ich hatte mich zu früh gefreut.
Die Schrift verging, eine neue kam,
die mir die letzte Hoffnung nahm.

Dort stand, ich sollte schnell laufen
und eine neue Tintenkassette kaufen.
Dabei tu ich doch ganz im Stillen
selber Tinte in die Kassetten füllen.
Das war erst gestern wieder der Fall,
da müssen sie doch voll sein, überall.

Doch welche Taste ich auch drückte
und wie oft ich mich zu ihm bückte,
der Drucker beharrte schriftlich stur
auf der Originalkassette der Firma nur.
Ich war geschockt und auch in Eile,
aber der Computer hatte Langeweile.

Ich durfte schnell zum Kiosk flitzen,
wo sie den Typ dieser Firma besitzen.
Und ich musste dabei eilig traben,
denn das Gedicht wollte ich haben.
In dreissig Minuten war ich zurück
und wechselte das neue und alte Stück.

Doch beim Taste drücken ich sah,
was auf dem Bildschirm geschah.
Statt Poesie kam die Schrift geflogen:
„Das Gedicht ist zurückgezogen!“

23.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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