Gedichte über Einsamkeit - Seite 249

Sie dreht sich um.
Nichts.
Violette Rauchschwaden im Schwarz.
Die Erschöpfung drückt sie zu Boden.
Schweiss im Nacken.
Ein unregelmäßiges Flackern und Flimmern in ihren Augen hört nicht auf.
Es wird härter und stärker.
Ihr Kopf wird von innen ausgehöhlt.
Langsam geht sie weiter.
Jeder Schritt ein Schlag.
Im Rücken ihr Schatten, der verzogen von der Straßenlaterne, sie mal verfolgt und mal vorausgeht.
Dann zuckt sie zusammen.
Blassrosa Bilder tauchen auf.
Viele Menschen waren da, sie kannte nicht alle, aber alle drückten sie.
In der Masse die Einsamkeit.
So standen sie da, die Hände in den Taschen, das Grab nun geschlossen, aber für sie immer noch offen.
Es lässt sie nicht los.
Der Gedanke klammert sich an sie.
Die Straßenlaterne scheint sie zu verfolgen.
Sie dreht sich langsam um.
Nichts.

Depression

Sie schlägt zu mit eisiger Grausamkeit
Du bist es nicht auch wenn du denkst du bist bereit

Sie kommt zu dir und zwingt dich entsetzlich in die Knie
Denkst du du hast Kraft dann zeigt sie dir wie

Sie überfällt dich ganz leise du kannst dich nicht wehren
Sie lässt dich die tiefste Finsternis lehren

Bricht rein in dich wie eine ungeheure Flut
Alles wird weggeschwemmt nichts ist mehr gut!

Sie tobt in dir einem Wirbelsturm gleich
Verwüstet hinterlässt sie dein inneres Reich

Sie nimmt alles was war ohne zu zögern einfach mit
Kappt dein Leben ab mit einem Schnitt

Sie ist immer präsent will dich steht's berühren
Bald stehst du auf und lässt sie deine Stärke spüren

SY

Natürlich braucht ein Kanzler einen Memoiren Schreiber,
die klugen Worte müssen für die Nachwelt erhalten werden.
Alles geschieht zur Freude der Bürger und Klatschweiber,
denn es zeigt, ob der Kanzler gehörte zu den besten Pferden.

Die besten Pferde machen oft den meisten Mist im Stall,
oder sie schlagen im Wahn donnernd über die Stränge.
So ein Schreiber analysiert Rhythmus und Intervall,
erforscht, warum sich so ein Leben zieht in die Länge?

Im aktuellen Umfeld werden die Memoiren ein Drama,
denn unser oberstes Haupt ist auch oberster Schweiger.
Man erfährt nicht, ob er oft Sekt trinkt, oder futtert Rama,
niemand weiß, ob er regiert oder gerne wäre Aussteiger.


Lächelnd verschweigt er uns viele Staatsgeheimnisse,
ist sogar Deutschlands aller bester Geheimnisträger.
Dem Bürger wird erspart die Wahrheit der Ereignisse,
das Treiben der Schafe kennen halt nur noch die Jäger.

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Wo ich auch hinseh,
seh ich einsam Wesen sitzen.
Kaltes Wasser durch die Adern fliesst in allem.

Wär doch nur ein bisschen Wärme da die antreibt,
Wärme da, wo sonst mein Trugbild Schatten fürchtet.

So mein Zeugnis ist,
ich möchte nicht das Bildnis fürchten.
So, möchte ich nicht,
träumen,
und nicht sehen.

Du bist mein Zeuge,
Einsamkeit umarmt mich ständig,
Und Stille,
Bist du Leiden oder Segen für mein Körper?

Wohl behütet möchten meine Glieder: Tanzen geh'n bei Nächte immerfort.
Und deiner Seele,
deine Seele,
möchte ich,
mir anvertrauen.

Jetzt verstehe ich:
Ich denke du bist dann geflohen wohl,
wo ich dich viel zu fest in meiner Dunkelheit hab halten wollen.

Und Du bist fort, mein Liebstes,
Fort bist Du.
Ich kann dem nichts mehr,
Mehr nicht,
kann ich dem  entgegen setzten,
Dir.

Lebe wohl.