Zwangsadoption

Ein Gedicht von Waltraud Dechantsreiter
Gerade haben die Eltern ihr erzählt,
sie wurde adoptiert,
Romy ist ganz irritiert.

Deine Eltern waren auf der Flucht, in den Westen.
Sie wurden gefasst,
Romy vor Schreck erblasst.

Wir haben dich gleich nach der Geburt bekommen,
du wurdest deiner Mutter weggenommen.
Dein Vater wurde eingesperrt,
deiner Mutter der Zugriff, auf ihr Kind verwehrt.

Wir wissen, dein Vater starb recht bald,
auch deine Mutter wurde nicht alt.
Man sagt, sie starb am gebrochenen Herz,
die Sehnsucht nach dir, zu groß ihr Seelenschmerz.

Sie kann das Gehörte nicht fassen,
muss es sacken lassen.

Sie hat ihre ganze Familiengeschichte gehört,
ist über den Staatsapparat empört.
Menschen wurden eingesperrt,
ihrer Freiheit beraubt.
Wer hat da noch, an den "guten" Arbeiterstaat geglaubt?

Romy möchte schreien, weinen, fragen,
möchte so viel sagen.
Ihr Bruder nimmt sie in den Arm,
ihr wird ums Herz, ganz warm.

Und sie spürt, diese Menschen lieben sie.
Es ist und bleibt ihre Familie.

Informationen zum Gedicht: Zwangsadoption

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12.11.2014
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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