Diese Großmutter
Diese Großmutter
Eigentlich blieb sie ein Leben lang stark,
Nie habe ich sie schwächelnd gesehen.
Trotz späterer Einsamkeit blieb sie autark,
Zwei Weltkriegszeiten galt es durchzustehen.
Als Bauernmagd hatte sie einst gelernt,
Schwerstarbeit geleistet in ganz jungen Jahren,
Sich dennoch nicht vom Glauben entfernt,
Auch später nicht mit den schneeweißen Haaren.
Vater des ersten Kindes hatte sie verlassen,
Der Vater des zweiten Kindes prügelte auf sie ein.
Deshalb kann ich es bis heute nicht fassen,
Dass sie weiter mit ihm verheiratet musste sein.
Der zweite Mann war Alkoholiker gewesen
Und immer noch in geisigen Nazifängen.
Zu Hause rührte er keine Arbeit an, keinen Besen,
Die Familie arm und in tausend Zwängen
Sie fütterte die Hühner und Schweine,
Pflegte Garten, Wäsche, schürte den Herd,
Versorgte die Familie sehr gut und ganz allein
Und hat sich darüber auch niemals beschwert.
Vor ihr starb der Mann und ihr zweiter Sohn,
Sie aber durfte fast hundert Jahr' alt werden:
Das war des Himmels Anerkennung und Lebenslohn
Auf ein hoffendes, dienendes Dasein im Werden.
©Hans Hartmut Karg
2023
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