1903

Ein Gedicht von Ulrike Grimm
Schon früh morgens aus dem Schlaf gerissen,
Die Uhr zeigt grad mal vier-
Nicht weil wir wollen, sondern müssen
Und weil wir sonst das Haus verliern.

In die Fabrik ziehn los die Madeln
Und in die Schächte die Buben kriechen.
Zerstochen die zarten Hände durch viele Nadeln
Und voll von Staub können wir kaum noch riechen.

Vater und Mutter sind auf dem Feld
Und holen mühsam die Ernte ein-
Doch fehlt es an vielem, vor allem an Geld,
Also können wir keine Kinder mehr sein.

Lesen möchte ich können
Und rechnen und schreiben gern.
Bildung ist Luxus, nur wenige sichs gönnen,
Also bleiben wir der Schule fern.

Jeden Tag mindestens 12 Stunden,
Von morgens früh bis abends spät
Keine Zeit zum Welterkunden
Weil es einfach mal nicht geht.

Kind sein, das bleibt uns verwehrt
Vor allem jetzt, wo sie Maschinen bauen.
Immer mehr gewinnt die Industrie an Wert:
Wo wir bleiben, müssen wir schauen.

Doch nun, ein neues Gesetz tritt in Kraft,
Mir wird es nichts nützen,
Doch endlich hat man es geschafft,
Die Kinder staatlich jetzt zu schützen.

Informationen zum Gedicht: 1903

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25.02.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ulrike Grimm) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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