Der Fuchs, die Henne und das Ei

Ein Gedicht von Sylvia Spornberger
Die Henne saß auf ihrem Ei
und plötzlich kam ein Fuchs herbei,
der ganz besonders listig schien.
Sie wollte fliehen, doch - wohin ?

Sie gackerte vor Schreck. Er sprach:
"Ach Henne, hab Gemach, Gemach,
und ruf nicht gleich den Bauern her,
sonst kommt er mit dem
Schießgewehr!

Ich will dir ja nichts Böses tun -
bleib ruhig auf deinem Neste ruh'n !"

Die Henne rief: "Das kannn's nicht geben,
kein Fuchs läßt unsereins am Leben!"

Der Fuchs, sehr schlau und auch verschlagen,
erklärte, daß er's nicht würd' wagen,
ging doch im ganzen Land die Mär,
daß sie die klügste Henne wär.

Die Henne war sehr angetan -
sie schien nicht dumm, da war was dran -
es war auch Zeit, daß man entdeckte,
welch große Klugheit in ihr steckte !

"Du kannst doch nicht," sprach Füchslein
weiter,
"nur brüten, gackern und so weiter;
gib dem, der nicht so vieles weiß
doch auch von deinem Wissen preis!
Ich bin nicht klug, doch ich bin frei,
mach mich zum Wächter für Dein Ei;
beschützen werd' ich's und behüten
und bis zu deiner Rückkehr brüten!"

Die Henne drehte sich kokett.
Sie fand das Füchslein wirklich nett !
"Bewahr mein Ei," sprach sie zu ihm,
"und wenn ich wieder bei dir bin,
bedeckt mit Ruhm, geehrt und reich,
dann teilen wir den Reichtum gleich!"

Einfältig gackernd zog sie ab,
worauf es sich sodann begab,
daß Füchslein schon am Ei sich labte,
als Hühnchen um die Ecke trabte.

Dann setzte sich der Fuchs in Trab,
er schleckte flugs die Schnauze ab,
wobei er sah, wie sein Kollege
die Henne fing auf ihrem Wege.

Die Füchse hatten gute Jagd.
Doch - zur Moral sei nun gesagt,
daß Hühnchen, die nach oben wollen,
nie einem Fuchs vertrauen sollen.

Informationen zum Gedicht: Der Fuchs, die Henne und das Ei

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16.05.2017
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