Im Winter

Ein Gedicht von Robert Voigt
Da gibt es diese Straße, drüben neben der Bahn die ins Wirtshaus führt, auf
der an einem kühlen Dezembermorgen die letzten beiden Mäuse des Jahres
am Rinnstein entlang schlichen.

Sie tippseln ganz langsam, ganz langsam die Straße hinab. Umschweifen
die Regenlachen, auf denen sich nach einer kalten Nacht schon erster
Kristall bilden könnte, und zwietschen einander etwas Leises, Unhörbares.

Jetzt halten sie, verschnaufen kurz so scheint es mir,
brauch doch die Maus, wie jedes Tier, nach langer Reise eine Rast, wenn
auch im klammen Winternass.

Und mit den richtigen Ohren, kann man die beiden niesen hören. Natürlich
nicht laut und kräftig, eher bedächtig in sich hinein. Ganz im stillen und
allein, auf der Straße neben der Bahn die ins Wirtshaus führt.

Einen Katzensprung noch, bis sie hinter der alten Fassade eines alten
Hauses verschwinden. Nicht mehr lange, nicht mehr weit; denn nicht mehr als
Zeit, liegt auf der Straße neben der Bahn die ins Wirtshaus führt.

Informationen zum Gedicht: Im Winter

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14.02.2015
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