Telef - on - anie

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Kurt-Peter ist ein armer Tropf,
er hat zwar einen klugen Kopf,
doch ist er schüchtern und verklemmt,
ein dürrer Kerl – und so gehemmt!

Die Frauen lachen ihn nur aus,
drum bleibt er depressiv zu Haus‘.
Doch Sehnsucht ist so furchtbar schwer,
Natascha muss heut Abend her!

Er wählt die Nummer mit Begier,
trinkt vorher schnell drei Flaschen Bier
und manchen Schnaps noch obendrein,
nun kann er ganz verdorben sein!

Sie meldet sich, haucht zart: „Hallo?“
Er atmet schwer und ist sehr froh,
dass diese Frau jetzt ihm gehört,
die ihn stets wild-versaut betört.

Der „kleine Kurt“ wird riesengroß,
wie klemmt und drückt es in der Hos‘!
Der gute Mann befreit „ihn“ schnell,
nun wird es ziemlich sexuell…

Natascha stöhnt in seinem Ohr,
er keucht und reibt zurück und vor…
Nicht lange währt das tolle Spiel,
er kommt, sie sagt mit viel Gefühl:


„Du bist für mich der beste Mann,
mit dem ich alles machen kann!“
Er überweist ihr Honorar
jetzt wöchentlich – wie wunderbar!

Der Dauerauftrag garantiert,
dass sich Natascha niemals ziert.
„Bestimmt ist sie ein tolles Weib!“,
denkt er, „für jeden Zeitvertreib!“

Er sieht sie nackt vor einem Baum,
schlank, jung und schön – ein Himmelstraum!
Sie hat ganz sicher schwarzes Haar
und ihre Brüste – wunderbar!
Er ist verliebt – in ein Phantom,
Kurt fühlt sich stark und autonom.

Natascha sitzt auf ihrer Couch,
ihr Kreuz tut weh und sie ruft: „Autsch!“
Die Hühneraugen schmerzen auch,
sie reibt sich ihren dicken Bauch.
Natascha heißt Gertrude Klein,
auch sie träumt sich das Leben fein.
Die Männer, die sie nie anseh’n,
am Telefon vor Lust vergeh’n…
Dazu bekommt sie auch noch Geld,
„Natascha sein“ ist ihre Welt.

Zwei Menschen – hier, im Häusermeer,
sind so allein, die Herzen schwer.
Sie geben sich, was sie entbehr’n,
die Wirklichkeit ist jedoch fern,
denn – würden sie sich wirklich seh’n,
dann könnt‘ die Lust sehr schnell vergeh’n…

Informationen zum Gedicht: Telef - on - anie

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01.08.2016
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