Ein Märchenheld - und dann?

Ein Gedicht von Jasmin Pahlisch
Es war einmal im Märchenwald
davon landauf, landab es schallt,
doch wie geht es mit den Helden weiter
zehn Jahre nach dem Abenteuer?

Aschenputtel hat sechs Kinder
und putzwütig ist sie auch nicht minder,
lusterfüllt, ihr'm Mann wird banger:
sie ist zum siebten Male schwanger.

Schneewittchen hat ein Töchterlein
gar zart und anmutig und fein,
doch sie selbst ist labil im Geiste
seit ihr Tod durch einen Spiegel reiste.

Dornröschen, die hat Schlafprobleme,
100 Jahre war'n zu viel.
Der gestiefelte Kater ist fett und bequeme
seit Mäusefangen ist nur noch ein Spiel.

18 Jahr' ist das Rotkäppchen
und leitet das Café "Zum Wölfchen".
Ihr Kuchen, der ist legendär;
das Rezept ist von der Großmutter.

Rumpelstilzchen macht 'ne Therapie
und es geht ihm gut wie nie,
versucht auf Brechen und auf Biegen
seine Aggressionen in den Griff zu kriegen.

Schwesterchen gründete ein Hospital
für Tiere, die ein Pflegefall,
bietet ihnen Unterschlupf und Hilfe
und erließ ein Schutzgesetz für Wölfe.

Das tapfere Schneiderlein tut von sich weisen
Frau und Kinder, um zu reisen.
Verlässt dann seinen Heimatort
und bleibt oft mehr als einen Monat fort.

Im Winter schneit es nur noch selten,
denn Frau Holle fährt dann zelten,
dort wo die Sonne stets zu haus
ruht sie sich dann vom Winter aus.

Hänsel jagt nun böse Hexen,
die schon ihre Klingen wetzen,
und Gretel, das weis jeder schon,
ehelicht Rapunzels Sohn.

So läuft es nun im Märchenwal,
die Märchenhelden werden alt,
doch ihre Geschichten vergessen wir nicht.
Sie zaubern ein Lächeln auf des Kindes Gesicht.

Informationen zum Gedicht: Ein Märchenheld - und dann?

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11.08.2015
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