Die Klopapier-Philosophie

Ein Gedicht von Heinz Säring
Die Firma der Stadt, welche Flugzeuge baut, -
der Chefkonstrukteur ist schon völlig ergraut,
dieweil er dem eignen Verstand nicht mehr traut.
Vor Kurzem verließ ihn nun auch seine Braut.

Die Flügel im Querschnitt, die sind wohl zu knapp,
am Rumpf, wo sie enden, da brechen sie ab!
"Es wurde verstärkt." lautet jeder Bericht,
und alle Verbess'rungen helfen doch nicht!

Es sind jetzt allein in den letzten 10 Wochen
bei 7 Versuchen die Flügel gebrochen. -
Ein schlimmes Ergebnis mit mehreren Toten,
die Flugzeugebauer sind völlig am Boden!

Die Zeitungen halten da nicht hinterm Berge,
sind hier Saboteure nicht etwa am Werke?
Von Fehlern im Material ist die Rede . . .
Sind etwa die Herrn Konstrukteure zu blöde?

Da meld't sich die Klofrau vom Bahnhof der Stadt,
sie liest ja auch täglich das Nachrichtenblatt.
"Ich glaube die Sache durchaus nicht verloren, -
ihr müsst an den Bruchstellen Löcher rein bohren!"

Sie werfen sie achtkantig raus aus dem Haus,
--- doch ganz im Geheimen probieren sie's aus.
Sie bohren die Löcher --- und siehe es hält!!!
Der Chef hat die Klofrau dann zu sich bestellt.

Es gab einen Handschlaq und Danke und Geld.
"Nun sagen Sie bloß, bei dem Herrscher der Welt -
- er bat um Verzeihung, sein Auge verschwommen-
"Madam, aber wie sind Sie darauf gekommen?"

"Das ist meine Klopapier-Philosophie, -
denn da , wo die Löcher sind, dort reißt es nie!"

Informationen zum Gedicht: Die Klopapier-Philosophie

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12.09.2011
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