Golem

Ein Gedicht von Joshua Coan
Golem

Was für ein irrer alter Greis, im Körper aber nicht im Geist
Sammelt Eisenschrott wie besessen, versucht als Schöpfer sein Glück
Seine Werkstatt im Dämmerlicht, Blitze spiegeln sich in seinem Gesicht
Der Hammer donnert, die Funken sprühen,
die Teile glühen, die Räderchen im Gehirn sich drehen
Der Hund neben dem Bein, bellt zu seinem Gelächter wie verrückt
Der Meister tief in seine Arbeit verrzückt
Zu einem Koloss verschweißt, mit viel Eifer und Fleiß
ALIVE - tief in die Stirn geritzt
Eine Seele, vom Grabe ins Leben geladen
Mit Kabel und Drähten übertragen
Mit einem breiten Grinsen, legt den Hebel um
Der Hund winselt leis und wird stumm
Der Tisch fährt hoch, ein Blitz schlägt ein
Motoren dröhnen, Keilriemen stöhnen, Kessel stampfen, pfeifen dampfen
Es bebt die Brust, rotes Licht aus den Augen sticht
Ein Glutofen ist sein Bauch, leuchtet aus allen Löchern heraus
Es stinkt nach brennendem Öl, schwarzer Rauch steigt auf
Der Meister kann es staunend kaum fassen
Überwältigt, freundenschreie unterdrückt, das Schöpferglück
Streckt die Arme zu ihm aus, der Hund winselt laut und flieht aus dem Haus
Der Eisenkoloss senkt den Blick, Aug in Aug, ein stiller Moment
Zerstampft seinen Schöpfer und zieht von dannen
In das Stahlwerk, um im Schmelzofenpool zu entspannen


JC

Informationen zum Gedicht: Golem

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30.08.2019
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