Gedichte über den Menschen - Seite 3

Ein Moslem und ein Jude-
Ein Christ war auch dabei,
Die waren eng befreundet -
Ein Kleeblatt war`n die Drei.

Sie krochen früh am Morgen
Heraus aus ihrem Zelt,
Und schauten froh und dankbar
Hinein in Gottes Welt.

Es hing an einem Grashalm
Ein großer Tropfen Tau-
Der Moslem rief laut:,,seht doch,
Der funkelt herrlich blau!"

Der Jude sprach:,,ich glaub`s nicht-
Ich sehe doch ganz klar,
Der schimmert rot ,wie ein Rubin,
Ist das nicht wunderbar?"

Es sprach der Christ:,,ihr beide
Habt es nicht klar erkannt;
Der Tropfen schillert hell und weiß,
So wie ein Diamant."

Und schon war Streit geboren-
Das Kleeblatt in Gefahr,
Doch dann passierte etwas,
Das war sehr sonderbar.

Im Licht erschien ein Engel,
Der sagte:,,streitet nicht,
Ihr drei seht doch dasselbe,
Nur aus verschied`ner Sicht.

Gern reiche ich jedem in Frieden die Hand,
Spannungen und Zwist mir gar nicht liegen.
Doch werden Fehler als solche nicht erkannt,
bleibt dies immer ein verzerrter Frieden.

Wird dann obendrein auch aus dem Hinterhalt
unentwegt weiter hämisch Gift verspritzt,
ist dieser Frieden eine hohle Gestalt,
die allein nur den Angreifern nützt.

Wie macht man es richtig? In so einem Fall?
Das frage ich hier nun mal in die Runde.
Selbst nicht sicher, suche ich längst überall
nach einer Antwort aus kundigem Munde.



***

Klar ist:

Die spitzen Stiche sollte man ignorieren,
auch wäre es besser, darüber zu stehen.
Doch es fällt schwer, vernünftig zu agieren,
wenn die Gefühle wie ein Kreisel drehen.



©BiK

Oft sass ich
Am späten Samstagnachmittag
Auf seinen Schultern

Oft schrie ich mir
Bei Wind und Wetter
Die Seele aus dem Leib

Oft jubelten wir
Nach einem Tor
Oder einem knappen Sieg

Oft assen wir
Nach einer Niederlage
Bei Grossmutter Kuchen

Oft gehe ich heute
Mit meinen Söhnen
Ins gleiche Stadion

Oft denke ich
An meinen Grossvater
Und seinen grün-weissen Schal


© René Oberholzer, 2010