Verwandtentreffen im Alter

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Verwandtentreffen im Alter

©Hans Hartmut Karg
2017

Es ist halt wie seit 50 Jahren,
Wenn alle beieinander sind
Und sich um warmes Essen scharen:
Genussfreude im Zeitenwind.

Und die sich mögen, mögen sich,
Und die sich hassen, schneiden sich.
Mag man uns und mag man auch mich?
Hat manche Seele einen Stich?

So sitzt man lange heute, hier
Und weiß sich manches zu erzählen
Bei Knabbereien, Wein und Bier
Und kann sein eigenes Thema wählen.

Manches bricht auf, was längst verschollen,
Manche flüstern, sind halbseiden.
Manche reden, manche schmollen,
Sind auch uralt unbescheiden.

Die mit der allergrößten Klappe
Decken das Treffen mächtig zu.
Sie übertünchen Lebensschlappe,
Lassen die Feinen nicht in Ruh'.

Und plötzlich streiten alte Kämpfer,
Wer wohl am meisten Geld gehortet.
Der Alkohol ist da kein Dämpfer,
Man führt sich vor, ist kampfgenordet!

Da blüht im Grund die Rivalität,
Die all die Jahr' verschüttet lag.
Den Alten ist das nie zu spät,
Man streitet, wie man das halt mag!

Es ist fast wie im Hühernstall,
Die Hierarchie muss dominieren.
Verdeckt bleibt mancher sanfte Schall,
Nur unsere Zeit kann da wegführen.

Denn bald sind wirklich alle tot,
Die heute noch am Tische streiten.
Weshalb verursachen sie Not,
Wo Freude sie könnten bereiten?

*

Informationen zum Gedicht: Verwandtentreffen im Alter

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24.07.2017
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