Das Äpfelchen

Ein Gedicht von Lorenz-Peter Andresen
ein junger Apfel, klein und keck
der fand es währe doch ganz nett
hinauszuziehen in die Welt
als Clown, Artist oder als Held
doch nur aufgrund geringer Größe
hing er am Baum und keiner löste
den Griff, mit dem ihn dieser band
an einen Ast mit fester Hand
doch mit der Zeit auch keck und klein
zum Riesen wuchs das Äpfelein
und zärtlich ein paar Mädchenfinger
sich schlossen um den Baumbezwinger
der nun die weite Welt erblickte
in einem Kästchen, das ihn zwickte
mit vielen anderen seiner Art
ging es dann zum Gemüsemarkt
er sah schon seine Felle schwimmen
ein alt Gebiss würd ihn verschlingen
anstatt zu schillern wie ein Pfau
doch griff dann eine junge Frau
nach ihm und steckte, ach du Schreck
von ihm ein ganzes Dutzend weg
was hat sie vor, was macht sie bloß
sein Herz fiel in den Apfelschoß
wollt aus dem Korb schon nach ihr rufen
er würd nicht gern zum Apfelkuchen
da wurd es laut und ziemlich bunt
es schien, ihm schlug die letzte Stund
als Äpfelchen mit den Kollegen
auf einen Tisch, er kam gelegen
flugs steckte in ihm schon ein Spies
aus Holz, ganz lang und auch sehr tief
um dann getaucht in süßer Masse
so rot und dick fast wie Melasse
zum Schluss im Zuckerbad zu stehn
in reih und Glied, zusammen Zehn
erkannte er, welch Glück, den Rummel
mit viel Radau und bunt Getummel
genau, was er schon immer wollte
bestaunt, geliebt als Kinderbeute
voll Stolz nun stand der kleine Held
als Liebesapfel, für kaum Geld

Informationen zum Gedicht: Das Äpfelchen

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22.12.2012
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