Der Raum

Ein Gedicht von Marina Garanin
Denk ich zurück an jenen Raum
Wo das Fenster schräggestellt
Dann fühl ich den verblassten Traum
Von einer alten Welt

Als ich ihn zum ersten Mal betrat
Hing ein einziges Bild an der Wand
Gleichwie im Antiquariat
Am alten Flohmarktstand

Ein Bild von einer alten Zeit
Die mir noch nicht bekannt:
Ich war von unsrem Deutschland weit
An Italiens nördlichem Strand

Kam ich zum ersten Mal herein
Da waren wir zu dritt
Wir tranken einen roten Wein
Und lasen ein Manuskript

Zu dritt interpretierten wir
Der vagen Worte Sinn
Und lasen diese dort und hier
Und fanden uns darin

Welch Freude hat es uns gebracht!
Welch herrlichen Ertrag!
Wie haben wir so oft gelacht
Am Abend und am Tag!

Trat ich herein zum ersten Mal
Da haben wir rezitiert
Das Script, das alle Zeit uns stahl
Das mich so inspiriert

Kam ich in jenen Raum zurück
Da war ein Jahr vorbei
Zur Wand gerichtet meinen Blick
Sah ich der Bilder drei

Wie gerne hab ich dort geweilt!
Im Raum mit dem schrägen Dach
Und Anekdoten ausgeteilt
Bis schmählich es zerbrach

Denk ich zurück an jenen Raum
Den ich so sehr verehrt
Fühl ich mich wie im schönsten Traum
Der nie mehr wiederkehrt

Informationen zum Gedicht: Der Raum

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01.04.2016
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